WR 12.1 Wirtschaftspolitische Entscheidungsfelder (ca. 25 Std.)
Die Schüler wenden ihr Wissen über Zielvorstellungen der sozialen Marktwirtschaft sowie theoretische volkswirtschaftliche Modelle an, um wirtschaftspolitische Entscheidungen nachvollziehen und beurteilen zu können. Wirtschaftspolitisches Handeln erfahren sie als komplexen Problemlösungsprozess, bei dem nach einer Analyse der Ausgangslage Ziele festgelegt, Maßnahmen ausgewählt und deren Wirkungen am Ausmaß der Zielerreichung beurteilt werden. Indem die Schüler wirtschaftspolitische Entscheidungen hinsichtlich Ziel- und Systemkonformität sowie Realisierbarkeit diskutieren, erkennen sie auch, wie die Träger der Wirtschaftspolitik versuchen, einen Ausgleich zwischen der Fülle der Interessen gesellschaftlicher Gruppen und der Knappheit der Ressourcen herzustellen. In der Diskussion über aktuelle Themen vertiefen sie Fertigkeiten der Kommunikation, Moderation und Präsentation.
WR 12.1.1 Beschäftigung und Einkommen
Vor dem Hintergrund der Ziele der sozialen Marktwirtschaft und den Zielen der Unternehmen wird den Schülern die zentrale Bedeutung von Beschäftigung und Einkommen sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft bewusst. Sie wenden volkswirtschaftliche Modelle an, um die Wirkungsmechanismen wirtschaftspolitischer Maßnahmen zu analysieren, gesamtwirtschaftliche Folgen abzuschätzen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Sie erschließen zentrale Aussagen aktueller Texte und erkennen so grundlegende Positionen in der wirtschaftspolitischen Diskussion. Bei der kontroversen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Lösungswegen entwickeln sie ihre Argumentationsfähigkeit weiter.
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strukturelle Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt
- Erörtern grundlegender Positionen der Tarifpartner bei der Festlegung des Tariflohns
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Darstellen der Wirkung zentraler wirtschaftspolitischer Maßnahmen auf die Beschäftigung, Grenzen antizyklischer Finanzpolitik als Beschäftigungspolitik
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Problematisieren von Staatsverschuldung und Besteuerung
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Strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen des Arbeitsmarktes
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Diskutieren wirtschaftspolitischer Maßnahmen vor dem Hintergrund grundlegender Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, z. B. Effizienz vs. Gerechtigkeit, Flexibilität vs. Schutz des Individuums
WR 12.1.2 Geld und Währung
Den Schülern wird die besondere Bedeutung der Geldordnung und des Währungssystems für arbeitsteilige Volkswirtschaften bewusst. Sie erfahren am Beispiel der Europäischen Union die Komplexität der Geld- und Währungspolitik und erkennen Grenzen geld- und währungspolitischen Handelns. Aufbauend auf ihren Kenntnissen aus den vorangegangenen Jahrgangsstufen analysieren sie das Zustandekommen von Wechselkursen mithilfe des Marktmodells und setzen sich mit unterschiedlichen Wechselkurssystemen auseinander.
- Organisation des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) im Überblick
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Ziele und Instrumente der Geldpolitik des ESZB: beabsichtigte Wirkungen und Wirkungsgrenzen von Hauptrefinanzierungsgeschäften; Funktion der ständigen Fazilitäten und der Mindestreserve
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Ursachen und Wirkungen von Wechselkursschwankungen im Überblick
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Vor- und Nachteile fester und flexibler Wechselkurse: Darstellen von Interventionen am Devisenmarkt im Marktmodell
WR 12.1.3 Außenwirtschaft
Die Schüler sollen die Bedeutung der außenwirtschaftlichen Beziehungen und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit für die Bundesrepublik Deutschland erkennen. Die Zahlungsbilanz dient dabei als Modell zur Veranschaulichung der außenwirtschaftlichen Verflechtung eines Landes.
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Bedeutung außenwirtschaftlicher Beziehungen für die deutsche Volkswirtschaft; wichtige Positionen der Zahlungsbilanz; Umfang der außenwirtschaftlichen Beziehungen anhand aktueller Daten aus der Zahlungsbilanz
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theoretischer Leistungsbilanzausgleich bei freien Wechselkursen
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Freihandel und Protektionismus, Überblick über Maßnahmen der Außenhandelspolitik
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Grenzen nationaler Wirtschaftspolitik in einer globalisierten Weltwirtschaft
WR 12.2 Recht der Leistungsstörungen (ca. 17 Std.)
Mit dem Recht der Leistungsstörungen lernen die Schüler einen Kernbereich des Bürgerlichen Gesetzbuches kennen. Bei der Erarbeitung der allgemeinen Anspruchssystematik erfahren sie, wie sich darin allgemeine Gerechtigkeitsvorstellungen unserer Rechtsordnung manifestieren. Anhand der Beispiele der verzögerten Leistung und des behebbaren Sachmangels wird den Schülern bewusst, dass das Bedürfnis nach gerechtem Interessenausgleich zu komplexen Regelungen führen kann, die eine Anwendung des Rechts nur nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den einschlägigen Normen und den zugrundeliegenden Wertvorstellungen erlaubt. Dabei vertiefen sie ihre Kompetenz in der Technik juristischen Arbeitens. Praxisbezogene Aufgabenstellungen ermöglichen den Schülern auch, ihre Rechte und Pflichten im Alltag besser wahrzunehmen.
An ausgewählten Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches zum Schutz der Verbraucher erkennen die Schüler, wie der Gesetzgeber zwar einerseits die Vertragsfreiheit als Grundprinzip der sozialen Marktwirtschaft gewährleistet, aber andererseits regulierend zu Gunsten des wirtschaftlich schwächeren Vertragspartners eingreift.
WR 12.2.1 Systematik des Rechts der Leistungsstörungen
Ausgehend von Beispielen zu Leistungsstörungen beim Kauf erarbeiten sich die Schüler eine Übersicht über zentrale Haftungstatbestände bei Pflichtverletzungen und grundsätzliche Rechtsfolgen. Sie reflektieren die Anspruchssystematik des Leistungsstörungsrechts im Hinblick auf die Umsetzung allgemeiner Gerechtigkeitsvorstellungen.
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grundlegende Tatbestände: Pflichtverletzung als Grundtatbestand, Vertretenmüssen, Fristsetzung
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Rechtsfolgen: Schadensersatz neben und statt der Leistung, Rücktritt
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Übersicht über mögliche Leistungsstörungen
WR 12.2.2 Verspätung der Leistung beim Kauf
Anhand praxisorientierter Fälle setzen sich die Schüler mit den rechtlichen Folgen einer verspäteten Leistung beim Kauf auseinander.
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Verzug als zusätzliche Voraussetzung für Schadensersatz neben der Leistung
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Voraussetzungen für die Entbehrlichkeit der Fristsetzung
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Entwickeln der Rechtsfolgen einer Verspätung der Leistung vor dem Hintergrund der Rechtssicherheit und der Interessensabwägung
WR 12.2.3 Mangelhafte Leistung beim Kauf
Auf den Kenntnissen der Vorjahre aufbauend, erschließen sich die Schüler zunächst den Begriff des Sachmangels, wie ihn das Bürgerliche Gesetzbuch definiert. Es wird ihnen der Zusammenhang zwischen den Regelungen des allgemeinen Schuldrechts und den kaufrechtlichen Sonderregelungen beim behebbaren Sachmangel bewusst, und sie reflektieren die Systematik der Rechtsfolgen unter Aspekten der Rechtssicherheit und des gerechten Ausgleichs.
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Systematisieren der Arten des Sachmangels nach § 434 BGB
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wichtige Rechte des Käufers bei Vorliegen eines behebbaren Sachmangels und ihre Voraussetzungen: Nacherfüllung, Rücktritt, Minderung, Schadensersatz neben und statt der Leistung
WR 12.2.4 Spannungsverhältnis zwischen Verbraucherschutz und Vertragsfreiheit
Die Schüler gewinnen einen Überblick über Regelungen zum Verbraucherschutz. Sie erkennen, wie der Gesetzgeber im Rahmen der Rechtsfortentwicklung auch auf wirtschaftliche Veränderungen reagiert und versucht, den wirtschaftlich schwächeren Vertragspartner zu schützen. Sie greifen dabei ihre ordnungspolitischen Kenntnisse auf und diskutieren das Spannungsverhältnis zwischen der Schutzfunktion rechtlicher Regelungen und dem freiheitlichen Menschenbild der Sozialen Marktwirtschaft, wie es im Grundsatz der Vertragsfreiheit zum Ausdruck kommt.
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Vertragsfreiheit in der sozialen Marktwirtschaft
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ausgewählte Regelungen zum Verbraucherschutz: Verbrauchsgüterkauf (Beweislastumkehr, Gefahrübergang beim Versendungskauf, Sonderregelungen bei der Fristsetzung), Widerrufsrecht bei Fernabsatzverträgen