E
Die Auseinandersetzung mit aktuellen und tradierten Wertbegriffen stellt einen wichtigen Bereich innerhalb des Lateinunterrichts dar. Dabei kann eine Vielzahl zentraler römischer Wertbegriffe für das Unterrichtsgespräch fruchtbar gemacht werden. So sollte etwa der facettenreiche Begriff virtus, "Mannhaftigkeit", "Leistung", "Tapferkeit" in all seinen Aspekten hinterfragt und auf seine Gültigkeit angesichts einer egalitären, nicht mehr patriarchalisch ausgerichteten Gesellschaft kritisch untersucht werden. Gleiches gilt für die Werte pietas angesichts eines gewandelten Gesellschaftsbegriffs (Familie, Staat) und einer säkularisierten Gegenwart oder clementia als Fürstentugend angesichts einer demokratisch verfassten Gesellschaft.
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch die Auseinandersetzung mit der Gültigkeit römischer Wertvorstellungen wie fides, constantia, humanitas, temperantia, iustitia, officium in heutiger Zeit, sodass auf diese Weise die Schüler nicht nur für die Bedeutung von Werten an sich sensibilisiert werden, sondern ihnen auch Orientierungshilfen wie Reibungsflächen bei der Entwicklung ihres eigenen Wertebewusstseins gegeben werden. So werden sie befähigt und angeregt, ihren je eigenen Beitrag zur allgemeinen Wertediskussion zu leisten.
Lit
- Thome, Gabriele: Zentrale Wertvorstellungen der Römer, Bamberg 2000 (= Auxilia Bd. 45). Gewissen, Reue, Sünde. Texte - Bilder - Interpretationen
- Thome, Gabriele: Zentrale Wertvorstellungen der Römer, Bamberg 2000 (= Auxilia Bd. 46). religio, pietas, fides, pax, dignitas. Texte - Bilder - Interpretationen