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Dass die lateinische Sprache in der Tat einen Schlüssel zum Verstehen der Welt darstellt, zeigt bereits ein flüchtiger Blick auf Phänomene des alltäglichen Lebens: man denke etwa an die Namensgebung von Automarken bzw. -modellen (Audi, Fiat, Lupo, Octavia, Vel Satis, Senator, Quattro etc.), die lateinische Herkunft vieler Fremdwörter, die von Jugendlichen unhinterfragt, aber selbstverständlich gebraucht werden (prima, klasse, Science Fiction, Video, Radio, Computer etc.), ferner die lateinische Schrift und die lateinischen Monatsnamen, oder die anatomische Terminologie, wie sie im Fitnessbereich gang und gäbe ist (Latissimus, Pectoralis, Bizeps, Trizeps, Quadrizeps etc.), ferner Verfilmungen mit antikem Sujet (Gladiator, Cäsar u. Ä.) bzw. Filmtitel, die Bekanntschaft mit Latein voraussetzen (Papa ante portas, Quo Vadis) und populäre Wortneuschöpfungen mit Hilfe lateinischer Endungen (Terminator, Herminator, Navigator etc.) - leicht ließen sich die Beispiele vermehren.
Der Lehrer kann das Fortleben der lateinischen Sprache an Gebrauchsgegenständen des Alltags vorführen: Z. B. an der Namensgebung von Putz- (Vim, Lenor etc.) und Arzneimitteln (Dolobene, Sedotussin etc.), dem häufigen Gebrauch von Fremdwörtern, Sentenzen und Denkmodellen lateinischer Herkunft in Kommentaren und Leitartikeln überregionaler Zeitungen bzw. am Weiterleben des Lateinischen in den romanischen Sprachen, oder etwa am Beispiel der Gastronomie: Espresso (der mit hohem Druck hergestellte Kaffee, exprimere), Cafè Latte (Milchkaffe, lac), Cafè macchiato (von macula, der Fleck), Cappuccino (Kaffee mit Milchhäubchen, caput) etc.
Mit Hilfe solcher und ähnlicher Bezugspunkte erkennen die Schüler von Beginn des Lateinunterrichtes an, dass sie Teil einer kontinuierlichen historischen und kulturellen Entwicklung sind, an deren vorläufigem Endpunkt ihre aktuelle Lebenswelt steht. Mit zunehmendem Alter und Wissensstand vertiefen und festigen sie diese Einsicht.