Die Schüler sind in der Lage, ihre bisher erworbenen Grundkenntnisse für den eigenen Lernfortschritt zu nutzen. Bei der Übersetzung aus dem Lateinischen gelingt es ihnen immer besser, die spezielle Bedeutung eines Wortes zu erschließen und die angemessene deutsche Entsprechung zu finden; zahlreiche deutsche Lehn- und Fremdwörter können sie auf die lateinischen Ursprungswörter zurückführen. Das Fortleben lateinischer Wörter in modernen Fremdsprachen wird nun an Beispielen aus der zweiten Fremdsprache kontinuierlich verdeutlicht.
Im Bereich von Wortschatz und Grammatik sind den Schülern Lern- und Arbeitstechniken zunehmend vertraut. Sie befassen sich mit weiteren zentralen Aspekten der Formenlehre und lernen elementare satzwertige Konstruktionen kennen, die häufig eine von der wörtlichen Entsprechung abweichende deutsche Übersetzung erfordern.
Grundlage der Spracharbeit sind lateinische Texte, die Schüler dieser Altersstufe besonders ansprechen, wie Sagen aus der griechisch-römischen Mythologie oder Fabeln sowie kurze Erzählungen, die berühmte Persönlichkeiten und Ereignisse der antiken Geschichte lebendig werden lassen. Die Beschäftigung mit diesen Themenbereichen regt die Schüler an, allgemein über menschliche Verhaltensweisen nachzudenken. Leicht verständliche Leseeinheiten dienen der Wiederholung und Vertiefung der Lerninhalte und fördern die Freude am Lesen.
L1 6.1 Sprache
Bei der Arbeit mit dem Grundvokabular erweitern die Schüler ihre Kenntnis verschiedener Bildungselemente, aus denen lateinische Wörter zusammengesetzt sind und die sie im Deutschen und in modernen Fremdsprachen wiederfinden. Durch das Analysieren auch komplexerer lateinischer Sätze werden sie zunehmend sicher bei der Bestimmung sprachlicher Erscheinungen und bei der Einordnung neuer Stoffe in das grammatische System. Zugleich lernen sie am Modell des Lateinischen Elemente und Strukturen kennen, die für das Funktionieren von Sprache wesentlich sind.
Wortschatz
- Erweiterung des Grundvokabulars (ca. 400 Wörter und Wendungen, dazu Kulturwortschatz)
- ggf. weitere Techniken des Wörterlernens
- weitere Lehn- und Fremdwörter
- Fortleben lateinischer Wörter in modernen Fremdsprachen
- weitere Prinzipien der Wortbildung
- Wortschatzarbeit (v. a. Wort- und Sachfelder, Wortfamilien)
Formenlehre
- Numeralia
- weitere Grund- und Ordnungszahlen, ggf. als Wortschatz
- Adverbien
- weitere Adverbien, ggf. als Wortschatz
- Verben
- ire
- alle Tempora im Passiv
- Modi: Konjunktiv Imperfekt und Plusquamperfekt im Aktiv und Passiv
- Genera verbi: Passiv
- Nominalformen: Infinitiv Präsens Passiv und Perfekt Passiv, Partizip Präsens und Perfekt
- Stammformen weiterer Verben
Satzlehre
- weitere Grundbegriffe (Irrealis u. a.)
- Satzmodell
- weitere Füllungsarten
- ggf. weitere syntaktische Funktionen der Kasus
- Verwendung der Kasus
- Genitiv der Beschaffenheit, genitivus subiectivus, genitivus obiectivus
- Dativ des Zwecks, des Vorteils
- doppelter Akkusativ
- Ablativ der Beschaffenheit
- Modi
- Bedeutungen des Konjunktivs im Gliedsatz (nach Konjunktionen)
- Bedeutungen des Konjunktivs im Hauptsatz (Irrealis)
- Gliedsätze
- Adverbialsätze (dum, cum mit Konjunktiv, ut , ne u. a.)
- satzwertige Konstruktionen
- AcI (gleichzeitig, vorzeitig; Passiv)
- Partizip (gleichzeitig, vorzeitig; als Attribut; als Adverbiale: participium coniunctum)
L1 6.2 Textarbeit
Bei der Übersetzung achten die Schüler noch stärker auf den gedanklichen Zusammenhang und gewinnen zunehmend Sicherheit bei der Wahl des treffenden deutschen Ausdrucks. Dadurch werden die sprachliche Gewandtheit und das Stilempfinden im Deutschen weiter entwickelt. Die erforderlichen Arbeitstechniken unterstützen zugleich das Denken in Strukturen sowie das Konzentrationsvermögen und die Bereitschaft, sich immer wieder neu Herausforderungen zu stellen. Die Kinder üben das inhaltliche Erschließen an altersgemäßen lateinischen Texten und Leseeinheiten. Dabei lernen sie in Ansätzen erste literarische Formen und einfache gattungsspezifische Merkmale kennen.
- Übersetzung zusammenhängender lateinischer Texte und Leseeinheiten
- Erschließung von Texten nach Leitfragen
- inhaltliche Strukturierung und Zusammenfassung von Texten
L1 6.3 Antike Kultur
Die Schüler lernen durch die lateinischen Texte berühmte Stätten und Landschaften des gesamten Mittelmeerraums kennen und beginnen so die Bedeutung der römischen Sprache, Geschichte, Kultur und Zivilisation für Europa zu verstehen. Dabei erweitern sie auch ihre Fähigkeit, das Fortleben lateinischer Wörter im Deutschen sowie in modernen Fremdsprachen an Beispielen zu erkennen und zu erklären. Die Beschäftigung mit Mythen und Sagen der Antike fördert das Interesse an übergreifenden thematischen Zusammenhängen und zeigt den Kindern, welche Vielzahl von Motiven und Themen der antiken Mythologie bis in die Gegenwart fortwirkt. Indem sie sich mit den Inhalten der Texte auseinandersetzen und Vergleiche mit ihrer persönlichen Erfahrungswelt anstellen, lernen sie, eigene Positionen zu finden und zu vertreten.
Schwerpunktthemen:
- privates und öffentliches Leben
- religiöses Leben [→ K 6.5, Ev 6.1]
- Topographie des Mittelmeerraums
- Mythen und Sagen [→ D 6.4]
- weitere Aspekte der Geschichte Roms [→ G 6.5]
- Kunstwerke der Griechen und Römer [→ Ku 6.4, G 6.4, 6.5]
- weitere Redewendungen und Sentenzen
L1 6.4 Methodisches und selbständiges Arbeiten
Die Schüler wiederholen, vertiefen und erweitern – auch durch die Begegnung mit der zweiten Fremdsprache – ihre bisher erworbenen Lernstrategien und -techniken. Soziale Lern- und Arbeitsformen fördern die Bereitschaft der Kinder zur Zusammenarbeit. Sie bestärken sich darin, Aufgaben eigenständig zu lösen und Ergebnisse übersichtlich und anschaulich vorzustellen. Allmählich lernen sie, je nach Aufgabenstellung geeignete Medien in das unterrichtliche und häusliche Arbeiten mit einzubeziehen.
- die häuslichen Vorbereitungen für das Fach selbständig organisieren
- Zusatzmaterialien zum Lehrbuch zielgerichtet nutzen
- Techniken des Wortschatz- und Grammatiklernens vertiefen
- den Wortschatz nach Sachfeldern ordnen
- Bezüge, v. a. im Wortschatz, zu modernen Fremdsprachen herstellen
- verschiedene Übersetzungstechniken trainieren
- Strategien zur Vermeidung von typischen Übersetzungsfehlern ausbauen
- einfache Verfahren zur Erschließung lateinischer Texte anwenden, z. B. anhand von Leitfragen
- geeignete Medien zur Lösung von fachlichen Aufgabenstellungen kennen und einsetzen, z. B. Sachbücher, Computer [→ NT 6.2], Internet
- Arbeitsergebnisse in einfacher Form präsentieren, z. B. einen Schaukasten mit römischer Thematik gestalten