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Bayerisches Staatsministerium
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Evangelische Religionslehre
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Bei ihrer kritischen Suche nach tragfähigen Lebenskonzepten und eigenständigen Positionen orientieren sich die Jugendlichen an traditionellen Vorbildern, sind aber auch offen für neue Perspektiven. Zentrale Themen des christlichen Glaubens, das Judentum sowie kirchengeschichtliche Einblicke werden in ihrer Bedeutung für die Sinnsuche der Jugendlichen erschlossen. Wie der gefundene Lebenssinn und die Lebensgestaltung zusammenhängen, entdecken die Schüler im ganz persönlichen Lebensbereich, aber auch in sozialer und globaler Perspektive.
In der Jahrgangsstufe 9 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
Ev 9.1 Judentum [→ K 9.2] (ca. 12 Stunden)
Die Schüler erwerben Kenntnisse über jüdische Geschichte und jüdisches Selbstverständnis und werden sich der Nähe des Judentums zum Christentum wie seiner Eigenständigkeit bewusst.
- gegenwärtiges jüdisches Leben und jüdischen Glauben wahrnehmen
- jüdische Feste und Bräuche, Gebet und Gottesdienst; religiöse Gruppen
- Grundmotive jüdischen Glaubens: Glaube an den einen Gott (Sch’ma Israel); Tora als Orientierung; Bedeutung von Erinnerung und Hoffnung
- das Verhältnis von Judentum und Christentum beschreiben können Gemeinsamkeiten und Unterschiede
- ausgewählte Stationen jüdischer Geschichte bis zur Gegenwart [→ G 9.2, G 9.4]
- Motive und Formen des Antijudaismus und des Antisemitismus [→ G 9.2]
Auch wenn die Schüler Jesusgeschichten kennen und im Alltag vielfältigen Spuren der Jesustradition begegnen, ist ihnen der Glaube an Jesus Christus oft fremd. Die Schüler reflektieren in Auseinandersetzung mit ihren eigenen Glaubensorientierungen und Zweifeln die Bedeutung von Jesus Christus für den christlichen Glauben. Sie entdecken dabei einen Gott, der Menschen im Scheitern nahe ist und von dem auch der Tod nicht trennt. Sie verstehen so das Kreuz als zentrales Symbol für die Erfahrung Gottes in der Ohnmacht.
- eigene Gottesvorstellungen und Glaubensformen klären
- Glaubenserfahrungen und -probleme im Leben der Schüler; Fragen der Lebensorientierung
- das Kreuz als Grundsymbol christlichen Glaubens erkennen und deuten
- Kreuzesdarstellungen in Geschichte und Gegenwart
- Deutungen des Kreuzes im Licht der Auferweckung Jesu Christi wie Mitleiden Gottes, Stellvertretung, Erlösung, Versöhnungsopfer, „für uns”; Phil 2; Krippe und Kreuz
- Deutungen des Lebens Jesu von der Auferweckung her: Beispiele aus den Evangelien wie Sendung des Lichts (Joh), Vollender der Tora (Mt), Impulse zu Hoffnung, Vergebung, Umkehr
- die Bedeutung Jesu Christi heute wahrnehmen
- Jesus Christus in der Alltagskultur (z. B. Filme, Werbung)
- Möglichkeiten einer an Jesus orientierten Lebensführung
- Jesus in den Religionen (Judentum, Islam)
- Jesus Christus im Spiegel der Bekenntnisse früher und heute (Hoheitstitel, Zweiter Glaubensartikel im Sinne der Auslegung Luthers, moderne Bekenntnisse)
Die Schüler setzen sich mit dem Ausdrucks- und Erlebnisreichtum der Liebe auseinander und begreifen Beziehungsfähigkeit sowie den Umgang mit der eigenen Sexualität als lebenslange Aufgabe. Sie nehmen wahr, dass Partnerschaft nicht nur Glück bedeutet, sondern auch Enttäuschung und Scheitern mit sich bringen kann, dass es aber immer das Angebot der Vergebung und die Chance des Neuanfangs gibt.
- sich mit den verschiedenen Vorstellungen von Liebe und Sexualität auseinandersetzen
- gängige Vorstellungen von Liebe, Erotik und Sexualität (in Musik, Film, Literatur usw.) [→ L1/2 9.1.2]
- Liebe als grundlegende, sinnstiftende menschliche Erfahrung; mögliche Ausdrucksformen
- Formen der Partnerschaft, z. B. Freundschaft, „miteinander gehen”, dauerhafte Bindung, Ehe, gleichgeschlechtliche Partnerschaft
- christliche Impulse zu Liebe und Sexualität reflektieren
- sich selbst und andere annehmen: z. B. Schwärmen, Schüchternheit, „Nein-sagen-Können”
- Liebe, Sexualität und Partnerschaft als gute Gaben Gottes, z. B. Hld, 1 Kor 13; evtl. Traufragen
- Vergebung und Neuanfang: Erfahrungen wie Ablehnung, Trennung
- gemeinsame Verantwortung: Treue und Wahrhaftigkeit; Verhütung und Gesundheit [→ B 8.4]
Die Schüler begegnen Formen von Arbeit in ihrer Spannung zwischen Aufgabe, Selbstverwirklichung und Entfremdung, erkennen die ambivalente Bedeutung der Leistung und bedenken in diesem Zusammenhang die Botschaft von der voraussetzungslosen Annahme des Menschen durch Gott. In einem Projekt können die Schüler vertieft Fragen der Berufsorientierung oder die weltweiten Arbeitsbedingungen reflektieren.
- sich mit unterschiedlichen Deutungen von Arbeit und Leistung als Grundgegebenheiten des menschlichen Daseins auseinandersetzen [→ WRWSG-W 9.1, WR 9.1.3]
- Formen (z. B. Erwerbs- und Familienarbeit) und Auffassungen von Arbeit (z. B. Lebensordnung, Selbstverwirklichung, Fluch, Last )
- Luthers Berufsethik im Vergleich zu Marx' Modell der Entfremdung und Selbstverwirklichung
- biblische Impulse wie Auftrag zur Arbeit (1 Mose 2; 3), Ruhe von der Arbeit (3. Gebot), Klage über fruchtlose Arbeit (z. B. Pred 3,9-13), die von Gott gesegnete Arbeit (z. B. Ps 90,17 ) in Auswahl
- sich aus evangelischer Sicht mit unserem gegenwärtigen Arbeitsleben auseinandersetzen
- Arbeit und Lohn, Leistungsgerechtigkeit; Arbeitslosigkeit; Ehrenamt
- Kriterien bei der Berufswahl [→ E 1 9.3, E2 9.3, E3 9.3; WR 9.1.3]
- Arbeitsbedingungen hier und weltweit [→ Geo 8.3]; ein Beispiel für globales Engagement Brot für die Welt, Fairer Handel o. Ä.
Ev 9.5 Kirche und Staat — gestern und heute (ca. 12 Stunden)
Der Zusammenhang von christlichem Glauben und politischer Verantwortung zeigt sich am Handeln der Kirche. An Beispielen aus der jüngeren Geschichte gewinnen die Schüler Verständnis für Möglichkeiten und Schwierigkeiten christlicher Existenz im gesellschaftlich-politischen Raum und erkennen, dass sich die Kirche immer wieder neuen Herausforderungen stellen muss. Neben einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts soll ein Teilbereich vertieft werden.
- das Verhältnis von Evangelischer Kirche zu gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen seit dem 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart bedenken
- die Evangelische Kirche und die soziale Frage des Industriezeitalters: soziale Bedingungen und Arbeitswelt; J.H. Wichern, W. Löhe, Innere Mission; Ablehnung des Sozialismus; Bündnis von Thron und Altar
- Evangelische Kirche im Nationalsozialismus: Krise der bürgerlichen Kirche nach 1918; Deutsche Christen, Bekennende Kirche, Kirchenkampf, Verhältnis zum Judentum, Euthanasieprogramm; christlich motivierter Widerstand z. B. D. Bonhoeffer, Geschwister Scholl; Kirche nach 1945: Umgang mit Schuld („Stuttgarter Schuldbekenntnis”) [→ G 9.2]
- die Stellung der Evangelischen Kirche in der Gegenwart: Volkskirche in der Demokratie und im Pluralismus; EKD; Ökumene [→ K 9.3]; Kirche in der DDR: Entkirchlichung, Jugendweihe; Rolle der Kirche bei der Wende 1989; aktuelle Herausforderungen an einem Beispiel [→ G 9.3]
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