Ausgehend von der Erziehungsbedürftigkeit des Menschen wird die Erkenntnis vermittelt, dass dem Menschen trotz genetischer Dispositionen ein weiter Spielraum für Autonomie und individuelle Entfaltung bleibt. Die Schüler lernen verschiedene Erziehungsstile und Erziehungskonzepte kennen und beurteilen. Die Diskussion aktueller pädagogischer Fragen schärft den Blick für die Wechselbezüge zwischen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und individuellem Verhalten.
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- anthropologische und sozialpsychologische Grundlagen: der Mensch als erziehungsbedürftiges Sozialwesen; Auswirkungen fehlender oder falscher Erziehung auf die seelische und geistige Entwicklung des Kindes
- Anlage-Umwelt-Problem: genetische, soziale und individuelle Faktoren der Entwicklung
- psychosoziale Entwicklung des Kindes: Phasen- bzw. Stufenmodelle
- Erziehungs- und Führungsstile in Familie und Schule; Kindheit und Pädagogik im historischen Wandel (am Beispiel von klassischen Texten der Pädagogik und Elternratgebern); Konsequenzen des Erziehungsverhaltens
- Anforderungen von Staat und Gesellschaft an Kindergärten und Betreuungseinrichtungen; Kontakte mit Einrichtungen
- aktuelle Erziehungsprobleme im familialen und schulischen Bereich
Auf anschauliche, teilweise auch darstellend-experimentelle Weise werden die Schüler mit Grundlagen und Erscheinungsformen menschlicher Kommunikation vertraut. Sie erfahren, dass in der modernen Gesellschaft das Bild der Wirklichkeit wesentlich medial vermittelt ist, und lernen die Möglichkeiten und Strategien kennen, mit deren Hilfe das Bild der Realität geformt wird und u. U. Meinungen gelenkt werden können.
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- Erscheinungsformen der menschlichen Kommunikation: Entwicklung eines einfachen Kommunikationsmodells; verbale und nonverbale Kommunikation; Kommunikationsmodi; Multikodierung von Botschaften
- kommunikative Strategien: situationsadäquates Reden, faires Argumentieren, nondirektives Gesprächsverhalten [→ D 9.1]
- Manipulation durch Bilder und Texte [→ Ku 9.2]: manipulative Techniken der Berichterstattung, Möglichkeiten der Digitaltechnik
- Formen politischer Propaganda [→ G 9.1]: Meinungslenkung in der Diktatur; Wahlwerbung; Inszenierung von Politik
- Wirklichkeitsvermittlung und Meinungslenkung in den Massenmedien (vor allem anhand vergleichender Analysen verschiedener Medienbeiträge); Meinungsforschung und ihre Auswirkungen auf die Demokratie; ggf. im Rahmen eines Unterrichtsprojekts
Die Schüler begreifen die zunehmende Bedeutung von Informationen und des Informationsflusses für unsere Gesellschaft und setzen sich mit den Folgen dieser Entwicklung auseinander. Sie erkennen, dass die Entwicklungsdynamik der Informationsgesellschaft auch das eigene Leben auf vielfältige Weise berührt. Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der Informationstechnologie erfahren sie über Beispiele aus der Praxis, ggf. auch über eigene Projektarbeit.
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- technische Neuerungen als Motor für die Entwicklung hin zur Informationsgesellschaft, z. B. Telekommunikation im Wandel der Zeiten
- wachsende Bedeutung von Informationen und ihrer Vernetzung für Staat, Gesellschaft und den Einzelnen, gezeigt an Beispielen
- Auswirkungen des technischen Wandels auf Individuum und Gesellschaft, z. B. in der Arbeits- und Berufswelt
- computergestützte Erhebung und Verarbeitung von Informationen zu einem sozialkundlichen Thema, ggf. als Projekt
- Möglichkeiten, Grenzen und Risiken der Informationstechnologie (ggf. Erkundung z. B. eines Betriebs oder einer Behörde, Expertenbefragung)
SpG 9.4 Projekt „Soziales Lernen in der Klasse“ (ca. 20 Std.)
Im Projekt  „Soziales Lernen in der Klasse“ arbeiten die Schüler in Teams, organisieren nach einer Einführungsphase den Lernprozess selbst, stellen eine ergebnisorientierte Zusammenarbeit sicher, lösen eine Aufgabe gemeinsam und präsentieren die Ergebnisse miteinander. Dabei lernen sie, Gruppenprozesse wahrzunehmen, zu reflektieren und ggf. Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Eine entwickelte Teamfähigkeit ist die Grundlage für viele Arbeitsformen in der Schule, in Studium, Ausbildung und Beruf. Dabei erwerben die Schüler wichtige soziale Schlüsselqualifikationen.
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Folgende Projektthemen bieten sich an, z. B.:
- Kommunikationsverhalten in der Schule
- Vereinbarungen aushandeln –Â Regeln einhalten – Verhalten überprüfen
- Konflikte bearbeiten – Streit schlichten
Bei entsprechender konzeptioneller Vorarbeit eignen sich ebenso Inhalte aus SpG 9.2 bzw. SpG 9.3 für das Projekt wie auch Inhalte des Lehrplans Sozialkunde.
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Bei der Projektarbeit sollen die Schüler folgende Aspekte beachten:
- Bedeutung von Rahmenbedingungen (Zeit, Räumlichkeiten, Gruppengröße, Sitzordnung)
- gemeinsames Erarbeiten von Aufgabenverteilung und Ablaufstruktur
- Vereinbarung eines Regelkatalogs
- Formen und Auswirkungen ich-orientierter, interaktionsorientierter und sachorientierter Verhaltensweisen
- Erproben und Einüben gruppenförderlicher Verhaltensweisen
- Kriterien für die Beurteilung von TeamarbeitÂ