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Bayerisches Staatsministerium
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Israelitische Religionslehre
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Das zunehmende Bewusstsein für Zusammenhänge und die Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu übernehmen, ermöglichen es den Jugendlichen, sich mit der jüdischen Geschichte auseinanderzusetzen. Zugleich lernen sie Religionen kennen, in deren Einflussbereich sich das Judentum unterschiedlicher Behandlung ausgesetzt sah. Der Blick auf Mitmenschen wird geweitet, wenn es um eigene und fremde Hilfsbedürftigkeit und Möglichkeiten der Nächstenliebe geht.
In der Jahrgangsstufe 7 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
- die einzelnen Brachot der Wochentags- Amida erklären können
- Grundzüge der jüdischen Geschichte vom Bau des ersten Tempels bis zu den Geonim erfassen
- die Bedeutung der Synagoge als Nachfolgerin des Tempels für das Judentum darstellen können
- die Anfänge der Geschichte des Christentums und des Islam beschreiben können
- mit dem Sinn und Inhalt der Hohen Feiertage vertraut sein
- die Bedeutung des Gebotes der Nächstenliebe im jüdischen Lebensalltag beschreiben können
- die mit den Gebeten zusammenhängenden Begriffe in Wort und Schrift anwenden
Isr 7.1 Gebet als Ausdruck des Glaubens und der Identität III
Die Schüler sollen die Grundlagen des Judentums an seinem zentralen Gebet, der Amida, erkunden. In der Auseinandersetzung mit jüdischen Glaubensperspektiven und Gebeten erschließen die Schüler Wege zur Vertiefung jüdischer Glaubenspraxis und eröffnen und schärfen ihren Blick für die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der jüdischen Gebetstradition und der jüdischen Geschichte.
- Impulsen des Glaubens für den Umgang mit Wunschträumen und Ängsten anhand der Amida nachspüren
- Erfahrungen von Vergebung (z. B. 6. Bitte), Vertrauen (z. B. 1., 7. Bitte), Gemeinschaft (z. B. Bitten 8- 17), Verheißung (z. B. 2. Bitte); Aushalten von Zweifeln (z. B. Bitte 16)
- Bedeutung des Betens für den jüdischen Menschen; Vielgestaltigkeit und Formen des Betens ( z. B. Birchot haschachar, Tachanun, Hallel, Birkat hamason)
- Anwendung der für Gebete grundlegenden Begriffe in Wort und Schrift
- den Gegenwartsblick in die Vergangenheit und Zukunft in den Gebeten als Reflexion von Geschichte erfassen
- Birkat hamason als Spiegelbild jüdischer Geschichte ( z. B. 3. Bracha: Tempelbau, David und Schlomo; 4. Bracha: Aufstand gegen die Römer)
- Schirat hajam als Reflexion von Vergangenheit und Zukunft
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Isr 7.2 Jüdische Geschichte und Identität I (→ Ev 7.1)
Die Schüler lernen die Anfänge der Geschichte des Christentums und des Islams kennen und vollziehen die Entwicklung der jüdischen Geschichte unter dem Einfluss der beiden Religionen nach.
- die Entstehung und Entwicklung der frühen christlichen Gemeinden kennenlernen
- Leben und Wirken von Jesus und Paulus in Grundzügen
- die ersten Gemeinden: Leben, Konflikte, Lösungsansätze (z. B. „urchristlicher Kommunismus“, Apostelkonzilien, Juden als Gründerväter)Â
- Nähe und Ferne zum Judentum ( z. B. Birkat haminim in der Amida)
- die Entwicklung des Christentums zur Staatsreligion verstehen (→ G 7.1)
- die Konstantinische Wende; ihre Chancen und ihre Problematik; ihre Auswirkungen auf das Judentum und ihre geschichtlichen Folgen bis in die Gegenwart
- die Entstehung und Entwicklung des Islams erfassen (→ Ev 7.3; K 7.5)
- Überblick über Leben und Wirken Mohammeds; Beziehungen zu Juden
- Grundzüge der Ausbreitung des Islams; Juden in Babylonien (Sura, Pumbedita, Redaktion des babylonischen Talmuds)
- Beziehungen zwischen Islam und Judentum bis in die Gegenwart
- Stationen jüdischer Geschichte kennen und verstehenÂ
- Tempelbau unter König Schlomo; Niedergang des Königreiches; Propheten (z. B. Jeremija); babylonisches Exil und Rückkehr; griechische und römische Herrschaft; Zerstörung des Tempels (9. Aw); Exil; Entstehung des Gaonats; Entwicklung der Talmudhochschulen in Babylon
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Isr 7.3 Begegnung mit der Bibel (Tenach) III (→Â Ev. 7.5; Ev. 8.4)
Die Schüler erfassen das Gebot der Nächstenliebe in 3 BM 19:18 als Grundprinzip des Judentums zugleich als Handlungsmaxime der Propheten. Sie lernen die Zusammenhänge zwischen prophetischem Handeln und der Einforderung der Mizwot der Tora kennen. Die Propheten werden als Persönlichkeiten wahrgenommen, die sowohl den Schülern als Vorbilder ihres eigenen Handelns dienen können, als auch ihren festen Platz im jüdischen G-ttesdienst haben.
- biblische Prophetie in ihrer zeitgeschichtlichen Situation kennenlernen
- Aufgabe der Propheten (z. B. 5 BM: 18, 9- 22)Â
- Berufung der Propheten (z. B. Jeremia 1)
- Merkmale prophetischer Existenz und Verkündung (z. B. Jecheskel 37)
- Bedeutung der Propheten für das Judentum der Gegenwart erfassen
- Autoritäts- und Sozialkritik (z. B. Jeremia); Leiden, Zweifel (z. B. Jesaja)
- Auszüge aus den Propheten in den Haftarot auf Themen hin untersuchen
- sich aus 3 BM 19:18 ergebende Herausforderungen für das Judentum der Gegenwart im prophetischen Kontext von Micha 6:8 erfassen
- Erfahrungen mit Helfen und Hilfsbedürftigkeit (z. B. Zedaka)
- Umgang mit Randgruppen ( z. B. Sozialarbeit in der jüdischen Gemeinde)
- Konsequenzen für das eigene Verhalten entwickeln
- Möglichkeiten, Grenzen und persönlicher Gewinn angemessenen Helfens, z. B. in Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft, Schule, Gemeinde
Isr 7.4 Die Synagoge als Zentrum jüdischen Lebens (→Â Ev 7.1)
Die Schüler sollen die Bedeutung der Synagoge als Nachfolgerin und Ersatz des Tempels erkunden. Sie gewinnen Kenntnisse über den Aufbau der Synagoge sowie über den Gebrauch der in der Synagoge verwendeten Kultgegenstände und deren Entwicklung aus dem Tempelkultus. (vgl. Isr 7.2)
- Stationen der Entwicklung der Synagoge kennenlernen
- Bedeutung der Synagogen in Babylon; Synagogen in Israel nach der Zerstörung des 2. Tempels (z. B. Kfar Na’um); Synagogen in Spanien, Deutschland und Polen im Mittelalter und in der Neuzeit; Synagogen in der Gegenwart (z. B. in Deutschland nach 1945 bis heute)
- erfassen der Architektur und Ausstattung der Synagoge (→ Ku 7.3)
- Bezug zur Tempelarchitektur; Gebetsrichtung; Kultgegenstände
Isr 7.5 Der jüdische Jahreskreis III
Die Schüler werden sich bei der Betrachtung der Thematik ihrer Verantwortung vor G-tt und Mitmenschen bewusst und erfassen anhand einer eingehenden Betrachtung der Gebete der Hohen Feiertage die enge Verbindung jüdischer Geschichte mit Religion. Sie lernen zugleich die Bedeutung der Feiertage für die jüdische Identität begreifen.
- die Hauptthemen der Gebete an den Hohen Feiertagen erfassen
- G-tt als liebender Vater und als Richter der Menschen (z. B. Awinu malkejnu, Unetane tokef)
- Umkehr des Menschen zu seinem Schöpfer (Teschuwa, Tefila, Zedaka; Widuj)
- G-tt als Schöpfer des Universums (z. B. Hajom harat olam; Einschaltungen in der Amida; Schofarot, Sichronot, Malchujot)
- eigene Erlebnisse an den Hohen Feiertagen
- die Dinim und Minhagim der Hohen Feiertage begreifen
- die Hohen Feiertage in der Tora 3 BM 23; 24-25; 3 BM 23; 27-32
- die Hohen Feiertage in der Mischna: Rosch haschana I,4 ; III,2; IV,9; Joma VIII.1;4; 5; 8; 9
- Feiertagsbräuche
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