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5 Alt-Katholische Religionslehre (2)

Der Unterricht knüpft an die Grundschule an und begleitet die Kinder in ihrer Anfangsphase am Gymnasium. Ausgehend von ihren Erfahrungen und eigenen religiösen Fragen erschließen die Schüler Kernbereiche biblischen Glaubens und kirchlichen Lebens, die Grundlagen für die folgenden Jahre bieten.

In der Jahrgangsstufe 5 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
  • die Einmaligkeit jedes Menschen erfassen; die Frage nach Gott als Grundfrage der Menschheit seit alters her kennenlernen
  • Abrahams Weg und Glauben als Wagnis der Freiheit und Menschenwürde nachvollziehen können
  • den Gottesglauben Abrahams von anderen Gottesvorstellungen unterscheiden können
  • mit der Bibel sachgerecht umgehen können und ihre Wertschätzung als Heilige Schrift begründen
  • Einblicke in die Lebenswelt Jesu haben und seine Botschaft von Gottes Liebe in biblischen Beispielen erkennen
  • Kirche als Gebäude und zugleich Gemeinschaft verstehen und ihre Wesensart gerade vom frühkirchlichen Zusammenhang her erläutern können

AK 5.1 Miteinander neu anfangen, Sicherheit und Vertrauen gewinnen [→ K 5.1]

Mit dem Übertritt an das Gymnasium verändert sich für die Schüler ein Teil ihres gewohnten Lebensbereichs. Damit verbunden sind unterschiedliche Erwartungen, Hoffnungen, aber auch Unsicherheiten und Ängste. Die Kinder erfahren, dass in gegenseitiger Achtung und im Miteinander ein guter Anfang möglich ist. Dabei können sie auch das Bewusstsein für Gottes Nähe und Begleitung entwickeln.

  • meine Persönlichkeit: Familie und Herkunft, Fähigkeiten und Interessen, aber auch Grenzen und Unsicherheiten ansprechen; die eigene Einmaligkeit vor Gott erspüren (Jes 43,1)
  • in der Gemeinschaft: sich in die Unterrichtsgruppe einbringen, Regeln für einen Zusammenhalt in freundschaftlichem Geist erarbeiten (1 Kor 12,4-11 bzw. 12-27)
  • Bezug zu Gott: Gott als Begleiter kennenlernen; Gebetsformen von Lebenssituationen her verstehen
  • Grundgebete wiederholen und in eigene Zusammenhänge stellen

AK 5.2 Die Suche der Menschen nach Sinn und nach Gott

Ausgehend von Erlebnissen, die Staunen, Angst, Freude auslösen, finden die Schüler zum Nachdenken über tiefere Zusammenhänge des Lebens. Sie erkennen, dass Menschen seit jeher nach Sinn und Orientierung suchten. Sie verfolgen den allmählichen Aufbruch eines personalen Gottesbildes im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds (3000 - 1600 v. Chr.) und begreifen den Zusammenhang zwischen Gottesbild und Wertschätzung menschlicher Freiheit und Persönlichkeit. Die Abkehr vom Menschenopfer (Abraham) deuten sie als Entscheidung für Humanität.

  • Fragen nach Bedeutung und Sinn: beeindruckende Erlebnisse zusammentragen und auswerten; altersgemäße Antworten versuchen auf Grundfragen und Geheimnisse des Lebens [ Mu 5.2 Naturphänomene]; nachdenken über Gott und das persönliche Gottesbild
  • Gottesvorstellungen: Gottesbilder vergangener Zeiten kennenlernen ( Ku 5.4); den Aufbruch des Jahwe-Glaubens im Fruchtbaren Halbmond nachverfolgen; die Wertschätzung des einzelnen Menschen im jeweiligen Gottesbild entdecken
  • Schlüssel-Erlebnisse und -Entscheidungen von Abraham: Lebenssituation, Wagnis und Prioritäten von Abraham und Sarah zusammenstellen und einordnen; Abrahams Glauben nachspüren
  • Glaube und Wertmaßstäbe: Abrahams Abkehr vom Menschenopfer erfassen und würdigen lernen

AK 5.3 Abrahams Entscheidung für den Glauben an einen persönlichen Gott

Die Suche nach einer Mitte im Gegensatz zu Chaos und Zersplitterung ist vielen Menschen, auch jungen, ein Bedürfnis. Mit Abraham und seinen Schritten hin zum Monotheismus kam in die Bilder von Gott eine Neuorientierung, die zur Grundlage für den Glauben in Judentum, Christentum und Islam geworden ist. Die Schüler machen in diesem Zusammenhang schrittweise Erfahrungen von religiöser Mitte und lernen eine mögliche Deutung von Welt und Leben.

  • Chaos: chaotische Situationen und Menschentypen zusammentragen, deren Problematik aufspüren
  • Ordnungsversuche: die Möglichkeit, das Leben zu ordnen und zu deuten, sehen und erwägen
  • Einheit in der Vielfalt: Übereinstimmungen und Verbindungselemente der Lebensfelder wie beim Puzzle suchen, Verbindendes (Mandala) ausmalen und vergegenwärtigen
  • Abrahams Glaube an einen Gott: den Monotheismus in seinen Anfängen vor und bei Abraham als Versuch und Wert für das eigene Leben entdecken und abtasten; Meditation kennenlernen

AK 5.4 Die Bibel als Tagebuch der Hoffnung [  Ev 5.3]

Kinder suchen nach Persönlichkeiten, mit denen sie sich auseinandersetzen können. Im Bücherlesen geschieht das auf ungefährliche und doch spannende Weise. Auch die Bibel schildert Menschen, die in kritische Lebenssituationen geraten. In der Bibellektüre erkennen die Schüler, wie schwierig, abenteuerlich und doch auch verheißungsvoll menschliches Leben sein kann. Dabei lernen die Schüler gleichzeitig historische Hintergründe, literarische und redaktionelle Zusammenhänge der Texte.

  • menschliche Schicksale: exemplarische Personen und Lebensläufe aus der Bibel kennenlernen und in der existentiellen Nähe zu heutigem Leben erfassen (z. B.: Jakob, Hiob, Ruth, Jona, Paulus)
  • Erinnerungs- und Hoffnungsbuch: die Bibel verstehen als Niederschrift von Erfahrungen mit dem Leben und mit Gott, formuliert in unterschiedlichen Zeiten, Etappen und Sprachformen
  • Umgang mit der Bibel: Erarbeiten der Hauptgruppen der biblischen Bücher, der Technik der Suche nach Textstellen und Namen sowie der Einordnung von biblischen Erzählstilen ( Ku 5.2 Schrift)

AK 5.5 Jesus von Nazareth und seine Botschaft

Kinder sind fasziniert von fremden Welten, möchten Unbekanntes näher kennenlernen. Sie entdecken in der Schilderung der Lebenswelt Jesu gesellschaftliche und religiöse Verhältnisse, die durch Ab- und Ausgrenzungen gekennzeichnet sind. Gerade vor diesem Hintergrund spüren sie das Neue der Botschaft Jesu und ihre faszinierende Wirkung auf Menschen seiner und auch unserer Zeit.

  • die Welt des Jesus von Nazareth: anhand exemplarischer Bibelstellen das geographische, gesellschaftliche und religiöse Umfeld Jesu erkunden und kritisch werten
  • das Neue des Jesus von Nazareth: das Fremde, Neue und Grenzüberschreitende im Handeln und Predigen Jesu entdecken (Zuwendung zu Armen, Sündern, Frauen, Kindern; Jesu Gottesbild)
  • Jesus von Nazareth heute: Spuren Jesu heute finden und von ihm faszinierte, bewegte Menschen

AK 5.6 Kirche - Gebäude und Gemeinschaft des christlichen Glaubens

Mit Kirchenbauten und -räumen sind die Kinder unterschiedlich vertraut. Ausgehend von der Atmosphäre eines Kirchenraums lernen sie Bauform und Ausgestaltung einzelner Kirchen kennen und spüren dabei der Glaubensüberzeugung verschiedener Zeiten nach. Welt und Kirche stehen im Umfeld der Schüler oft beziehungslos nebeneinander. Die Schüler diskutieren ihre eigenen Erfahrungen mit Kirche als Gemeinschaft. Vom alt-katholisch synodalen Kirchenverständnis her erkunden sie unterschiedliche Erscheinungsformen kirchlichen Lebens und erfahren sich als eingeladen.

  • Besuch und Erschließung einer Kirche in der Nähe der Schule: sensibel werden für die sakrale Atmosphäre eines Gotteshauses, Beschreiben grundlegender Ausstattungs- und Funktionselemente von Kirchen, Vergleichen unterschiedlicher Baustile (ggf. per Internet)
  • Kirche als Gemeinschaft: das Gebäude der Kirche als Symbol und Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft sehen lernen; die Erlebnisse und Erfahrungen mit Kirche als Gemeinschaft zusammentragen; die Notwendigkeit einer Glaubensgemeinschaft durchdenken
  • Freiheit in der Bindung: Lebenssituation, Bedürfnis und Glaubensansatz der unterschiedlichen Kirchenmitglieder (Alte, Junge, Reiche, Arme, Ängstliche, Mutige, Kranke, Verantwortliche etc.) ermitteln, vergleichen und nach Verbindungsbrücken fragen (Einheit in der Vielfalt)
  • Priestertum aller Gläubigen: Vom Schriftverständnis her jeden Getauften als berufen und verantwortlich für die Gemeinschaft Jesu in heutiger Zeit verstehen
  • Struktur der alt-katholischen Kirche: vertraut werden mit Subsidiarität (Mitbestimmung) und  der bischöflich-synodalen Struktur der alt-katholischen Kirche und ihren Abläufen

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