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Bayerisches Staatsministerium
für Unterricht und Kultus
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In der Situation des schulischen Neuanfangs will der Ethikunterricht den Schülern eine Orientierungshilfe bieten. Sie sollen deshalb über realitätsgerechtes Wahrnehmen nachdenken und entdecken, dass dies auch eine eigenständige gedankliche Leistung darstellt, die zudem noch von Täuschungen bedroht ist. Sie sollen sich auch der Tatsache bewusstwerden, dass alle Menschen Bedürfnisse haben, die in ihrem Wertcharakter wahrgenommen werden müssen und deren Erfüllung einer Regelung folgen muss. Schließlich sollen sie erkennen, dass Menschen, wenn sie vor eine Entscheidung gestellt werden und sie wahrgenommen haben, dieser nicht mehr ausweichen können und notwendigerweise handeln müssen; hier aber können sie einen Handlungsspielraum entdecken. Die Auseinandersetzung mit Entscheidungen, den daraus folgenden Handlungen und der Notwendigkeit von Freiheit gehört deshalb auch in diese Jahrgangsstufe.
In der Jahrgangsstufe 5 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
- Bedingungen von
Wahrnehmung einsehen
- Grundbedürfnisse
benennen und bewerten
- Bezüge
zwischen Erfolg, Freude und Glück beschreiben und bewerten
- Struktur einer
Regel beschreiben
- Goldene Regel
kennen und anwenden
- Komponenten des
Handlungsbegriffs kennen
- Vorzugsregeln
kennen und anwenden
Die Schüler sollen sowohl die eigene Situation als auch die der Mitmenschen (z. B. Klassenkameraden, Lehrer, Eltern, Geschwister) besser erfassen und ggf. gegeneinander abwägen können. Eine wirklichkeitsgerechte Wahrnehmung ist der grundlegende Zugang zu der uns umgebenden Welt mit Personen und Dingen. Die Schüler sollen deshalb im Beobachten eigenen und fremden Verhaltens von einfachen zu differenzierten Wahrnehmungen fortschreiten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nicht nur die Sinnesorgane wichtige Informationen liefern (z. B. beschreibbares Äußeres), sondern dass auch ein geistiges Wahrnehmen erfolgt (z. B. kann man Trauer, Freude, den Blick um Hilfe an einem Menschen wahrnehmen). Die Schüler erfahren auf diese Weise, dass erst die Erfahrung des Allgemeinen (z. B. Hilfsbedürftigkeit) zur Hilfe in einer individuell-konkreten Situation auffordert und dass darin der ethische Anspruch auf Verantwortung besteht.
Den Schülern soll bewusstwerden, dass jeder Mensch Grundbedürfnisse hat, die sein Verhalten in der Gemeinschaft mitbestimmen. Der gedankliche Zusammenhang zwischen den Grundbedürfnissen, z. B. nach Glück, den Grundrechten (auch denjenigen anderer Menschen) und den Grundpflichten leitet über zum Bereich der Regeln, die zunächst als konkrete Verhaltensregeln in der Klassengemeinschaft angesprochen werden können. Auf dieser Basis sollen Regeln dann in wachsendem Abstraktionsgrad (z. B. Schulordnung, allgemeine Regeln, Goldene Regel) auf ihre Orientierungsfunktion bei Entscheidungen hin überprüft werden.
- verschiedene Arten von Bedürfnissen und ihre Bewertung; Grundbedürfnisse und Grundrechte
- Umgang mit Bedürfnissen: Bedürfnisaufschub, Misserfolgstoleranz; Erfolg, Lebensfreude, Glück
- eigene und fremde Glücksvorstellungen; Auswertung literarischer Texte [→ D 5.4]; Mythen [→ L1 5.3], religiöse Überlieferungen; aktuelle Berichte und persönliche Erlebnisse
- Notwendigkeit und Entstehung von Regeln; Arten und Merkmale von Regeln; die Goldene Regel: positive und negative Formulierung, Struktur
- verantwortlicher Umgang mit den Ansprüchen von Bedürfnissen und Regeln [→ S 5.1.2]
Die Schüler erkennen, dass wahrgenommenen Entscheidungssituationen nicht ausgewichen werden kann und dass damit immer mindestens zwei Entscheidungsalternativen vorliegen (Tun oder Nichttun), meistens aber wesentlich mehr Handlungsumstände zu berücksichtigen sind. Deshalb stellt sich hier schon die Frage nach der Freiheit des Entscheidenden. Die Schüler sollen in diesem Zusammenhang entdecken, dass damit der Mensch seine Verantwortung und auch die Notwendigkeit einer ethischen Begründung erkennt. Indem sie eine gedanklich getroffene Entscheidung in die Tat umsetzen, stoßen die Schüler auf den Begriff der Handlung, der die Zielorientierung des Handelnden zum Ausdruck bringt. Sie können darauf aufbauend weiter entdecken, dass auch die inneren Absichten (Intentionen) des Handelnden zu berücksichtigen und für die ethische Bewertung von besonderer Wichtigkeit sind. Sie sollen schließlich konkrete Entscheidungs- und Handlungssituationen aus ihrem Erfahrungsbereich analysieren und bewerten und damit sich bereits ansatzweise mit Fragen der angewandten Ethik beschäftigen.
- erste Einsichten in Bedingungen der Selbstbestimmung (z. B. Wahl von Freundschaften); neue Situationen als Begrenzung und als Freiheit zur Neuorientierung
- Zusammenhang zwischen freier Entscheidung und Verantwortung (Planung und Zeiteinteilung zur Strukturierung des eigenen Alltags; Umgang mit Trends und Moden)
- Entscheidungsfindung in verschiedenen Handlungsbereichen (Anwendung von Regeln, Vorzugsregeln)
- Merkmale von Handlungen: Ziele (Intention), Mittel und Handlungsumstände (Ort, Zeit, Personen u. a.)
- Freiheit und soziale Verantwortung
- Freiheit als selbstbestimmtes Handeln; verschiedene Anwendungsfelder wie Straßenverkehr, Natur, Medien
Spiele sind sowohl Teil jeder Kultur als auch eine Beschäftigung, die besonders Kindern Freude macht. Im Spiel werden die kreativen Anlagen eines Menschen angesprochen, die zu einer erfüllten und zufriedenen Lebenseinstellung beitragen können. Spiele können aber auch den Ehrgeiz von Menschen anspornen, um jeden Preis siegen zu wollen. Spiele sprechen deshalb nicht nur Emotionen an, sondern enthalten auch ethische Forderungen an alle Mitspieler. Zum Spiel gehört es daher, sich mit Niederlagen auf faire und angemessene Weise abfinden zu können.
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