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Bayerisches Staatsministerium
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Orthodoxe Religionslehre
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Der Unterricht knüpft an die Grundschule an und setzt Grundkenntnisse und Grunderfahrungen des Lebens der Orthodoxen Kirche voraus. Zugleich kommen die Schüler mit unterschiedlichen Erfahrungen aus verschiedenen Kulturkreisen in den orthodoxen Religionsunterricht. Die Schüler lernen die Lehre und Praxis der Kirche zu verstehen und können die Grundmerkmale der Orthodoxie wiedergeben.
In der Jahrgangsstufe 5 erwerben die Schüler folgendes Grundwissen:
- die Bedeutung des Glaubens, der Teilnahme an den Sakramenten, des alltäglichen Gebets und Handelns für die Zugehörigkeit zur Kirche begründen können
- das Glaubensbekenntnis von Nikaia-Konstantinopel auswendig können
- bei selbstständigem Umgang mit der Bibel deren christliches Verständnis darstellen können
- den Innenraum eines orthodoxen Gotteshauses erläutern können
- die Ausbreitung des Christentums im Römischen Reich überblicken können
Orth 5.1 Miteinander in der Kirche leben und lernen
Durch den Schulwechsel werden die Schüler auf neue Weise mit ihrer Umgebung und sich selbst konfrontiert. Die Diasporasituation orthodoxer Schüler in Deutschland setzt sie einem gewissen Anpassungsdruck an vorgefundene Werte und Normen aus, verlangt aber gerade deshalb eine Ermutigung und Befähigung zur Ausbildung ihrer eigenen religiösen Identität. Die orthodoxe Vorstellung von einem kirchlichen Leben und konkrete Beispiele des Glaubenszeugnisses der Heiligen in dieser Welt stützen die Kinder dabei,
- sich als Gottes Kind zu verstehen (z. B. Joh 1,12; 15,14-15; Röm 8,14-21; Mt 5,45)
- sich als lebendiges Glied der Kirche zu verstehen (z. B. Röm 12,5; 1 Kor 12,12; Eph 4,4,12-16)
- Haltungen und Leitlinien zu erkunden
- der Bibel (Doppelgebot der Liebe, die Zehn Gebote [→ Ev 5.1])
- der kirchlichen Tradition (Heiligenleben, sowie Sinn und Praxis eines sakramental bestimmten Lebens: Beichte und Kommunion)
- des Tagesaufbaus aus gottesdienstlicher Sicht (Vesper und Komplet, Mitternachts- und Morgenamt, Stunden und Liturgie)
Orth 5.2 Unser Glaube an Gott
Im Glaubensbekenntnis der Orthodoxen Kirche gewinnen die Schüler Richtlinien für ihre Vorstellungen von Gott und der Heilsgeschichte. Sie entwickeln Verständnis für die Frage, wie von Gott „orthodox“ geredet werden kann, warum und wie ihre Gottesvorstellungen geklärt werden können. Glaube ist mit dem Bekenntnis und zugleich dem Gebet eng verbunden.
- die Bedeutung von „glauben“, „bekennen“ und „erwarten“ als Inhalt, Aussage und Begründung erläutern können und zugleich den Glauben an die Kirche im Rahmen ihrer Doxologie erfassen
- das Glaubensbekenntnis von Nikaia-Konstantinopel
- Bilder der Trinität (z. B. Gastmahl Abrahams, das Fest der Theophanie, das Fest der Verklärung Christi)
- die Taufe als Eintauchen in die Dimensionen des Glaubens und der Auferstehung
- Erschließung des Begriffs „orthodox“: „Doxa“ als Herrlichkeit des personalen Gottes
Orth 5.3 Die Bibel [→ K 5.3; → K 5.4; Ev 5.3]
Den meisten Kindern ist die Bibel immer noch weitgehend ein fremdes Buch. Die Schüler erschließen die Bedeutung der Heiligen Schrift für das eigene Leben, üben den Umgang mit der Bibel und begründen die Wertschätzung derselben als Wort Gottes und als Offenbarung der Hl. Dreieinigkeit. Die Schüler erklären die Bedeutung der Menschwerdung des Logos, kennen Erzählungen des Alten Testamentes, die sie im Lichte des Neuen Testaments betrachten.
- Inhalt und Einteilung, Alter und Entstehung
- Gestalten der Bibel: Patriarchen, Richter, Könige, Propheten, Jesus, Apostel
- grundlegende Texte der Bibel: Schöpfungsgeschichte (Gen. 1,1-2,25), Sündenfall (z. B. Gen. 3,1-24 und 4,1-16,), Weihnachtsgeschichte (Menschwerdung des Logos), Auferstehung und Himmelfahrt (Verherrlichung), Pfingstereignis (Geburt der Kirche)
- Umgang mit der Bibel: Hauptgruppen der biblischen Bücher, Zitieren von Textstellen, Texte finden, Register benützen, Parallelstellen prüfen, Ausgaben und Übersetzungen vergleichen [→ L1 5.4; Ku 5.2]
- das Evangelium als Stimme des Gott-Menschen erklingt im Gottesdienst (Perikopen-Lektüre)
Orth 5.4 Ursprung der Kirche im heidnischen Römerreich
Die Schüler können die Kirche als „Kirche der Märtyrer“ schildern, deren Zeugnis von Gottes Liebe zur raschen Ausbreitung der Botschaft Christi führt. Hierin wird ihnen auch das Handeln des Heiligen Geistes deutlich, wie es von Lukas in der Apostelgeschichte dargestellt wird. Die Ablösung der frühen Christen sowohl vom Heidentum als auch von der Synagoge zeigt, dass zur christlichen Lebensgestaltung auch Anstrengung, Entschiedenheit und Bezeugung der empfangenen Einsicht oder Offenbarung gehören.
- Pfingstereignis (Apg 2, 1-13) – Geburt der Kirche; neue Lebenspraxis aus der Kraft des Heiligen Geistes; Leitfiguren wie Petrus, Paulus und Stephanus; Apostelkonzil
- Die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 als äußerer Wendepunkt, Ablösung der Kirche von der Synagoge
- Verfolgung der Kirche – Nero, Decius, Diokletian; Christsein im römischen Weltreich bis zur konstantinischen Wende; Kennenlernen und Überdenken von Impulsen aus der Frühzeit der Kirche
Orth 5.5 Das Kirchengebäude
Gebetshäuser finden wir in allen Religionen. Die Schüler sollen den Wert eines orthodoxen Gotteshauses schätzen, und Besonderheiten und deren Symbolik kennen. Sie sollen aufgeschlossen sein für den byzantinischen Stil, den die orthodoxe Kirchenbaukunst und Kirchenkunst ab dem 4. Jahrhundert. n. Chr. entwickelt hat.
- Grundriss des Kirchengebäudes (Altarraum-Kirchenschiff-Vorraum oder Narthex, Vorbereitungsaltar-Mittelschiff-Diakonikon, von der Kuppel zum Altar und auf die Erde)
- Ikonostase und deren Ikonen, Abbildung von Ikonen (z. B. Mosaikbilder, Wandmalereien oder tragbare Ikonen)
- sakrale Gegenstände und ihre Bedeutung z. B. Holzschnitzerei (Steh- und Sitzgelegenheiten, Bischofsthron, Heiliges Grab, Chorgestühle, Opferbrotstempel), Goldschmiedkunst (Evangeliar, Tabernakel, Segenskreuz, Hexapterygen, Öllichthalter, Kelch, Diskos, Sternchen, Lanze, Kommunionslöffel), Weberei- und Stickkunst (Epitaphios, Antimensium, Priesterkleidung) oder Kirchenmusik
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