Gr 11/12.1 Sprache und Texte
Als Basis für die Lektüre griechischer Originaltexte wird das vorhandene sprachliche Wissen systematisch gefestigt und erweitert. Dies befähigt die Schüler, auch anspruchsvolle Textpassagen zu erfassen, zu strukturieren und zu interpretieren.
Die sorgfältige Arbeit mit den literarischen Texten vermittelt ihnen eine fundierte Sprachkompetenz und erweitert ihre Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache.
Beim Übersetzen erfahren die Schüler, dass die treffende Wiedergabe des griechischen Ausdrucks mitunter nur bedingt möglich ist. Dies schärft ihr Bewusstsein für die Problematik des Übersetzens an sich und vermittelt ihnen die Einsicht in den Wert der Arbeit mit Originaltexten.
Ergänzend zur Originallektüre ist, vor allem bei der Einordnung des Gelesenen in größere Zusammenhänge, auch die Arbeit mit einer zweisprachigen Ausgabe möglich.
Das Fortleben des Altgriechischen in Lehn- und Fremdwörtern des alltäglichen Sprachgebrauchs und der wissenschaftlichen Fachsprachen sowie im Neugriechischen wird den Schülern immer wieder bewusst.
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Sicherung des Grundwortschatzes
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Erweiterung des Grundwortschatzes durch autoren- bzw. gattungsspezifische Wörter und Wendungen
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Etymologie zentraler griechischer Begriffe; Fähigkeit, griechische Wörter etymologisch zu analysieren
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Fähigkeit, aus dem Griechischen abgeleitete Lehn- und Fremdwörter zu erklären
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ggf. neugriechische Begriffe und Wendungen erschließen
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adäquater, systematischer Umgang mit Hilfsmitteln wie Wörterbuch oder Grammatik
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Festigung der Kenntnis vom systematischen Aufbau griechischer Verbal- und Nominalformen (Baukastenprinzip)
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Kenntnis wesentlicher Lautgesetze (z. B. Ablaut, Ersatzdehnung, Schwund von intervokalischem Sigma)
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Einblick in dialektale Besonderheiten (z. B. bei Homer)
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Grundlagen griechischer Metrik (Prosodie: lange und kurze Silben)
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Fähigkeit, daktylische Hexameter, Pentameter und iambische Trimeter selbständig zu analysieren
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Einblick in weitere Metren (z. B. trochäische Metren)
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Festigung und Erweiterung der Kenntnis wesentlicher syntaktischer Erscheinungen (z. B. Partizipien, Infinitive, Aussagemodi)
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Fähigkeit zur selbständigen Analyse komplexer Satzgefüge und Textpassagen
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Erkennen von wesentlichen Stilfiguren und deren Funktion im Kontext
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Erfassen der Gliederung bzw. Gedankenführung eines Textes
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Erfassen des grundlegenden Charakters eines griechischen Textes auf Grund der Beobachtungen zu Wortwahl, Syntax, Stilistik und ggf. Metrik
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Fähigkeit zur kritischen Bewertung vorgegebener Übersetzungen
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Erschließen der Autorintention
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Einordnen eines Textes in seinen literarischen, historischen und geistesgeschichtlichen Zusammenhang
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Herstellen von Bezügen zur eigenen Lebenswelt
Gr 11/12.2 Methodisches und selbständiges Arbeiten
Die im Zentrum des Unterrichts stehende Originallektüre und der damit verbundene Einsatz von Hilfsmitteln (Wörterbuch, Kommentar, Sachlexikon u. a.) leiten die Schüler exemplarisch dazu an, griechische Texte von angemessenem Schwierigkeitsgrad auch selbständig sprachlich, inhaltlich und formal zu erschließen. Durch die Arbeit mit zweisprachigen Ausgaben (z. B. beim Überblicken größerer Zusammenhänge) lernen sie den Wert, aber auch die Grenzen von vorgegebenen Übersetzungen einzuschätzen.
Die Schüler lernen systematisch angelegte Wortschatz- und Grammatikarbeit in zunehmender Eigenverantwortlichkeit zu betreiben und erwerben damit Strategien, die ihnen auch beim Erlernen weiterer Fremdsprachen helfen können.
Im Rahmen des Lektüreunterrichts, aber auch der Seminare, lernen die Schüler, geeignete Sekundärliteratur zu recherchieren und auszuwerten. Darüber hinaus sind sie in der Lage, die zu erbringende Eigenleistung planvoll zu organisieren (Zeiteinteilung, Strukturierung des Arbeitspensums, Verteilung der Aufgaben bei Teamarbeit u. a.) und auch komplexe Ergebnisse in geeigneter Weise zu präsentieren. Dabei setzen sie ziel- und ergebnisorientiert verschiedene Medien ein.
Ergänzend zu einem sachlich-wissenschaftlichen Umgang mit Problemstellungen erhalten die Schüler bei geeigneten Themen auch die Möglichkeit zu einer kreativen Auseinandersetzung mit Texten (z. B. Nachdichtungen im Rahmen der Beschäftigung mit Lyrik).
Jahrgangsstufe 11
Gr 11.1 Homer, Ilias
Mit Homers Ilias lernen die Schüler den Beginn der europäischen Literatur im Original kennen. In der Auseinandersetzung mit dem homerischen Menschenbild begegnen sie einem archaischen Welt- und Selbstverständnis, das sie mit ihrem eigenen Weltbild vergleichen können. Durch die Beobachtung von Zusammenhängen zwischen Sprache und Weltsicht, die Frage nach der künstlerischen Gesamtkonzeption der Ilias sowie die Beschäftigung mit dem Fortleben dieses Werks wird das ästhetische Empfinden der Schüler geschärft und erweitert. Der Blick auf die archäologische Forschung rundet die Homerlektüre ab.
Gr 11.1.1 Sprache und Weltsicht
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Besonderheiten einer auf einer mündlichen Überlieferungstradition beruhenden Dichtung (oral poetry)
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Besonderheiten der epischen Sprache Homers, z. B. Dialektmischung, formelhafte Wendungen, Epitheta ornantia, Wiederholungen, Gleichnisse, Bildhaftigkeit, überwiegend parataktische Struktur; Zusammenhang von epischer Sprache und archaischer Weltsicht
Gr 11.1.2 Inhalt und Komposition
- zentrale Passagen (z. B. Zorn des Achilleus; Hektor und Andromache); Überblick über das Werk und dessen künstlerische Gesamtkonzeption
- wichtige Figuren (griechische und troianische Helden, Frauengestalten, Götter)
- Fortleben und Rezeption (z. B. in der Literatur, in der Bildenden Kunst)
Gr 11.1.3 Menschen- und Götterbild
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das anthropomorphe Götterbild Homers
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die mythische Gebundenheit des homerischen Helden, z. B. Wissen um die Abhängigkeit von Schicksal und Göttern, Schwanken zwischen Geborgenheit und Unsicherheit
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Ansätze zur Überwindung der mythischen Gebundenheit, z. B. bei Achilleus oder Hektor
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die soziale Gebundenheit des homerischen Helden, z. B. starre gesellschaftliche Rollen, Fixierung auf traditionelle Denk- und Handlungsmuster der Gesellschaft (z. B. Streben nach τιμή, κλέος), Abhängigkeit von äußeren Symbolen (z. B. γέρας, σκῆπτρον)
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Vergleich des homerischen Menschenbilds mit modernen Vorstellungen (z. B. Individualität und soziale Rollen, Verhaltensnormen, Wertvorstellungen)
Gr 11.1.4 Archäologische Hintergründe
- z. B. Schliemann und die Anfänge wissenschaftlicher Archäologie
- Stand der heutigen Troiaforschung
Gr 11.2 Frühgriechische Lyrik
Die Schüler begegnen mit der frühgriechischen Lyrik den ersten Texten, die den Weg vom traditionell-mythischen und gesellschaftlich geprägten Denken zur individualistischen Weltsicht weisen: Das Individuum artikuliert sich und seine Gefühle, stellt die überkommenen Werte und gesellschaftlichen Normen in Frage und entwickelt neue Formen der literarischen Äußerung.
Die Beschäftigung mit Übersetzungen und Nachdichtungen schult die Interpretationsfähigkeit und das ästhetische Empfinden.
Gr 11.2.1 Sprache und Wesen der frühgriechischen Lyrik
- Entstehungsbedingungen (z. B. sozio-ökonomische Veränderungen im 7./6. Jh. v. Chr.)
- Zusammenhang zwischen biographischem Hintergrund und dichterischer Verarbeitung
- die wichtigsten Metren
- Rezeptionsdokumente
Gr 11.2.2 Der Beginn der Selbstfindung des Menschen
- Erfahrung des eigenen Ich und Ablehnung kollektiver Verhaltensmuster (z. B. Archilochos, Sappho)
- Suche nach emotionaler Geborgenheit (Sappho)
- Erfahrung des Eros als existentielle Macht (Sappho)
- Auseinandersetzung mit der Erfahrung von Leid, auch in der Form der Theodizeefrage (z. B. Solon), ggf. Anknüpfung an erste Lösungsansätze bei Homer bzw. Hesiod
- Entdeckung der politischen Verantwortlichkeit des Individuums; damit verbundene Konsequenzen (z. B. Solon)
- Spott und Kritik (z. B. Archilochos)
Gr 11.3 Vorsokratiker
Durch die Lektüre von Fragmenten der Vorsokratiker verfolgen die Schüler den Prozess der Lösung von der mythischen Gebundenheit und des Erwachens eines neuen, kritischen Bewusstseins bei den Griechen. Sie erkennen, wie mit den ionischen Naturphilosophen der Versuch einer rationalen Bewältigung der Welt und damit die Entwicklung der Naturwissenschaften in Europa beginnt. Die Themen reichen hierbei von der Frage nach dem Urprinzip der Welt bis hin zu den Anfängen der Ontologie und der Atomlehre.
Die jungen Erwachsenen diskutieren die unterschiedlichen Erklärungsmodelle und erkennen dabei die Bedeutung des Fragens in Philosophie und Wissenschaft. Gleichzeitig stellen sie Bezüge zu aktuellen Lösungsvorschlägen der Naturwissenschaften her.
Gr 11.3.1 Anfänge einer Wissenschafts- und Fachsprache
- Verständnis für den komplexen Entwicklungsprozess philosophisch-wissenschaftlicher (Fach-)Sprache (Begriffsbildung, Metaphorik, Abstraktion)
- Bedeutung der literarischen Formen Lehrgedicht und Aphorismus
Gr 11.3.2 Neuer Ansatz der Weltbetrachtung
- Beginn des Philosophierens nach der Theorie des Aristoteles
- die ἀρχή-Vorstellung bei den Milesiern Thales, Anaximander und Anaximenes (Frage nach dem Urprinzip)
- Spekulation als Methode im Rahmen eines logisch-argumentativen Denkansatzes
- Vergleich des mythischen Weltbildes bei Homer mit dem rationalen Denkansatz der Milesier
- ggf. die Kritik des Xenophanes an der tradierten anthropomorphen Gottesvorstellung
Gr 11.3.3 Spannung von Werden und Sein
- die Problematik von Werden und Vergehen
- Heraklits Lehre vom Wandel und von den Gegensätzen
- die Logos-Lehre des Heraklit und ihr Weiterwirken (z. B. Stoa)
- Parmenides' Aussage über Sein und Denken
- die antike Atomlehre des Leukipp und Demokrit und ihr Fortwirken (z. B. bei Epikur)
- Einblick in die Auseinandersetzung um ein lenkendes Prinzip in einem materialistischen Weltbild
Gr 11.4 Sophisten
Die Schüler erfahren, wie sich die Sophisten von der Natur als Gegenstand des Philosophierens abwenden und in einer „anthropologischen Wende“ radikal den Menschen als wahrnehmendes, handelndes und erfolgsorientiertes Subjekt in das Zentrum ihrer Betrachtung stellen. Sie erkennen, wie die Sophisten in aufklärerischer Absicht tradierte Vorstellungen und Lebensentwürfe durch rationale Kritik in Frage stellen und auch vor den äußersten Konsequenzen des Gedachten nicht zurückscheuen. Die Auseinandersetzung mit dieser Epoche regt die Schüler dazu an, Vergleiche zu anderen geistigen Umbrüchen in Geschichte und Gegenwart zu ziehen.
Gr 11.4.1 Aufklärerische Positionen der Sophisten
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kulturgeschichtlicher und politischer Hintergrund
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erkenntnistheoretische Gedanken der Sophistik: Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit (z. B. Gorgias); die subjektive Position des Menschen statt objektiver Wahrheit: homo-mensura-Satz, Kulturentstehungslehre
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Einsicht in die Problematik, auch Werte und Moralbegriffe zu relativieren
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sophistische Religionskritik (Kritias, Prodikos), sophistische Rhetorik und Pädagogik: Leistungen und Gefahren
Gr 11.4.2 Rechtstheorien der Sophisten
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Unterscheidung zwischen νόμος und φύσις
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Entstehung konträrer Naturrechtsvorstellungen: das Naturrecht des Stärkeren gegenüber dem egalitären Naturrecht (sog. Naturrecht des Schwächeren)
Gr 11.5 Platon, Apologie des Sokrates
Mit der Apologie des Sokrates begegnen die Schüler einer zentralen Schrift Platons. Sie erhalten einen Überblick über den formalen und inhaltlichen Aufbau der Apologie und erkennen deren besondere Stellung innerhalb von Platons Philosophie und Werk. Durch die Lektüre ausgewählter Stellen erkennen sie, dass Sokrates sich ebenso wie die Sophisten dem Menschen zuwendet, dabei aber zu völlig anderen Ergebnissen gelangt. Sie verstehen, dass Sokrates auf der Suche nach einer philosophisch-religiös begründeten Ethik ist, die zeitlos und allgemein gültig ist und sich weder den praktischen Zielen des privaten oder öffentlichen Lebens unterordnet noch Rücksicht auf sein eigenes Leben nimmt. Die jungen Erwachsenen erleben, wie Sokrates damit zum großen Kritiker sophistischer Lehrtätigkeit geworden ist. Sie werden außerdem dazu angeregt, in Auseinandersetzung mit den in der Apologie geäußerten Gedanken eigene ethische Positionen zu formulieren bzw. bestehende Wertsysteme zu überdenken. Dies kann ihnen helfen, zu einem ethisch fundierten Lebensentwurf zu finden.
Gr 11.5.1 Sokrates’ Nähe zu den Sophisten
- sokratisches Philosophieren vor dem Hintergrund der Sophistik; sein Bemühen um den Menschen
- differenzierter Umgang mit Sprache und systematisches Denken (z. B. Analogieschluss, Induktion, Deduktion, Syllogismus) als Voraussetzung und Mittel des (sokratischen) Philosophierens
- zeitgenössische Einschätzung des Sokrates als σοφὸς ἀνήρ
Gr 11.5.2 Sokrates in der Auseinandersetzung mit sophistischen Positionen
- Sokrates’ kritische Auseinandersetzung mit den Leistungen sophistischer Lehrtätigkeit (z. B. in der Einschätzung der Rhetorik)
- Sokrates als Begründer bis heute gültiger ethischer Normen
- primär dialogisch ausgerichteter Charakter sokratischen Philosophierens
- philosophisches Nachdenken und Nachfragen als zentrale, den Charakter bildende Aufgabe des Menschen (ἐπιμέλεια τῆς ψυχῆς; Ideal der ἀρετή)
- grundsätzliche Begrenztheit menschlichen Wissens (οἶδα οὐδὲν εἰδώς)
- Forderung nach Einheit von Denken und Handeln (ethischer Intellektualismus)
- grundlegende Religiosität sokratischer Ethik (göttliches Wissen als absolutes Wissen; δαιμόνιον)
- provozierender und radikaler Charakter sokratischer Ethik
Jahrgangsstufe 12
Gr 12.1 Sophokles, Antigone
Die Lektüre der Antigone konfrontiert die Schüler mit dem Problem, dass staatliche Gesetze und überzeitlich gültige moralische Normen im Widerspruch zueinander stehen können, und sie erkennen, wie der Mensch im Widerstreit von staatlicher Willkür und ethisch-religiöser Gewissensentscheidung in einen existentiellen Konflikt geraten kann. Die Schüler werden sich der Unbedingtheit der subjektiven Gewissensforderung und des damit verbundenen tragischen Konflikts bewusst. In intensiver Reflexion stellen sie Antigones Haltung eigenen Gewissensentscheidungen gegenüber. Zugleich erhalten sie einen Einblick in den religiösen Hintergrund und die Entwicklung der griechischen Tragödie sowie in deren reiche Rezeptionsgeschichte. Die Frage nach Schuld und Schicksal sowie nach der ethischen Verantwortung für menschliches Handeln wird auch anhand moderner Beispiele erörtert und dadurch als existentiell erkannt.
Gr 12.1.1 Die griechische Tragödie
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Entstehung, Entwicklung, Aufführungspraxis
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die wichtigsten Vertreter und Werke der Gattung
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wesentliche Kompositionselemente
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das Wesen des Tragischen
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religiöser Hintergrund und politische Funktion
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die Tragödiendefinition des Aristoteles
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die gestaltende Kraft der Tragödie für das abendländische Drama bzw. Musiktheater (ggf. Besuch einer Aufführung)
Gr 12.1.2 Der Mensch im Konflikt zwischen Anpassung und Widerstand
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Überblick über den Handlungsablauf, auch vor dem mythologischen Hintergrund des thebanischen Sagenkreises
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der tragische Konflikt als Konsequenz aus der Polarität der Hauptpersonen und ihrer Weltsicht: Kreon als unbeugsamer Vertreter des positiven Rechts und der autoritären Staatsmacht, Antigone als kompromisslose Vertreterin ethisch-religiöser Werte; ggf. Bezug zur νόμος-φύσις-Problematik der Sophistik
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die Problematik von Gewissen und Schuld als menschliche Grunderfahrung
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die Ambivalenz menschlicher Fähigkeiten (1. Stasimon), Kontrastierung mit Problembereichen heutiger Technik und Wissenschaft
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der Generationen- und Wertekonflikt zwischen Haimon und Kreon: Gegensatz von Jugend und Alter, Argumentation und Machtbeharren, Demokratie und autoritärem Staatsverständnis
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ggf. Teiresias und seine religiöse Argumentation
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Einblick in die Rezeption des Antigone-Stoffes
Gr 12.2 Thukydides, Der Peloponnesische Krieg
Bei der Lektüre des thukydideischen Geschichtswerks konzentrieren sich die Schüler im Wesentlichen auf den Logos Epitaphios. Sie ordnen ihn in den Gesamtzusammenhang des Werkes ein und lernen in ihm eine idealisierte Darstellung der attischen Demokratie unter Perikles kennen. In den dort genannten Idealen wie Freiheit, Gleichheit oder Einsatz für die Gesellschaft erkennen sie Grundwerte, auf denen auch die heutige demokratische Ordnung fußt.
Gr 12.2.1 Stellung und Bedeutung des Logos Epitaphios
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Einordnen in den Gesamtzusammenhang der thukydideischen Geschichtsschreibung
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der Preis der athenischen Verfassung als Besonderheit des Logos Epitaphios
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die historische Methode des Thukydides (v. a. Methodenkapitel)
Gr 12.2.2 Die attische Demokratie
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Grundprinzipien einer demokratischen Verfassung (Mehrheitsprinzip, Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Identifikation der Bürger mit dem Staat, Leistungsprinzip)
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die historische Entwicklung der attischen Demokratie
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antikes und modernes Demokratieverständnis im Vergleich
Gr 12.2.3 Der Anspruch Athens als geistige Führungsmacht
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der Zusammenhang von Demokratie und Bildung
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die Blütezeit Athens unter Perikles (ggf. Würdigung des Perikles durch Thukydides)
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das Gegenmodell der spartanischen Lebensordnung
Gr 12.2.4 Athens Großmachtpolitik
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die Fragwürdigkeit des Lobpreises der athenischen Expansion
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ggf. Vergleich mit dem Melierdialog: Machtmissbrauch einer demokratisch verfassten Bürgerschaft durch sophistisches Gedankengut
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Auseinandersetzung mit der Frage der Anwendung militärischer Gewalt als Mittel der Politik
Gr 12.2.5 Archäologische Zeugnisse
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Kunst und Politik im klassischen Athen
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Vorstellung vom Begriff des „Klassischen“ (ggf. in Verbindung mit einer Studienfahrt)
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Rezeption der griechischen Klassik (z. B. Klassizismus in Bayern)
Gr 12.3 Platon, Politeia
Im Zentrum der Lektüre von Platons Politeia stehen zwei große Themenbereiche: die Ideenlehre und das Staatsmodell. Mit der Ideenlehre lernen die Schüler eine erkenntnistheoretische Position kennen, die das philosophische Denken in Europa bis heute nachhaltig prägt. Sie verfolgen Platons Suche nach dem besten Staat und erfahren, wie sich vor dem Hintergrund der Ideenlehre philosophische Vorstellungen mit staatstheoretischen und pädagogischen verbinden. Durch die Lektüre aussagekräftiger Kernstellen sollen sie dazu angeregt werden, sich intensiv mit Platons Thesen auseinanderzusetzen und eigene Standpunkte zu gewinnen bzw. zu überdenken.
Gr 12.3.1 Einblick in Platons Politeia
Gr 12.3.2 Die Ideenlehre als Hintergrund des platonischen Staatsmodells
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zentrale Begriffe der Ideenlehre
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Grundzüge der Ideenlehre im Sonnengleichnis
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die Szenerie des Höhlengleichnisses, der Weg des Philosophen zur Erkenntnis und seine anschließende Rückkehr in die alltägliche Welt
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die Verbindung von Ideenlehre und Staatsmodell: der Philosoph als Lenker des idealen Staats (z. B. Gleichnis vom Schiffsherrn)
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ggf. das Liniengleichnis als Bindeglied zwischen Sonnen- und Höhlengleichnis
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die Ideenlehre als Gegenentwurf zu sophistischen Theorien, z. B. zum Subjektivismus des Protagoras
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das Fortwirken der Ideenlehre in Philosophie, Religion und Literatur
Gr 12.3.3 Das platonische Staatsmodell
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die theoretische Entwicklung des Staates
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Wesenszüge des idealen Staates
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die Analogie zwischen Staats- und Seelenmodell (Kardinaltugenden)
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das platonische Staatsmodell zwischen Utopie und Wirklichkeit
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Gegenüberstellung von staatstheoretischen Aussagen in Platons Politeia und Aristoteles’ Politika (z. B. zugrundeliegendes Menschenbild, Rolle der Familie, Ursachen der Staatsentstehung, Ziele staatlicher Gemeinschaft, Frage nach der besten Verfassung, Gründe für Verfassungsänderungen)