In Jahrgangsstufe 11 stehen „Orthodoxie“ und „Welt“ thematisch im Mittelpunkt. Durch die Auseinandersetzung mit der Heilsökonomie, mit dem kirchlichen Glaubenszeugnis und mit der kirchlichen Praxis vertiefen die jungen Erwachsenen ihre theologische Kompetenz und entfalten ihre Dialogfähigkeit weiter. Ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit humanwissenschaftlichen Positionen, in deren Einflussbereich sich die Schüler mehr oder weniger bewusst befinden. So gewinnen sie fundierte Voraussetzungen für lebenslanges theologisches Lernen.
Orth 11.1 Die Quellen der Orthodoxie
Der Glaube der Kirche lebt von Erfahrungen der Gemeinschaft – sowohl in der Gemeinde der Zeitgenossen als auch in der Gemeinschaft der Generationen seit dem Beginn der christlichen Kirche. Die Schüler erkennen, dass die Quellen des orthodoxen Lebens sich zwar unterscheiden, aber aufeinander angewiesen sind und einander durchwirken. An einzelnen Beispielen entdecken die Schüler solche Zusammenhänge.
-
die Hl. Schrift als Wort Gottes im Mund des Menschen
-
die Hl. Tradition: die Lehre und Liturgie der Kirche als Artikulation von Glaubenserfahrungen
-
Katholizität und Konziliarität: ausgewählte dogmatische und exegetische Texte der Kirchenväter in Verbindung mit den Lehrentscheidungen der sieben Ökumenischen Konzilien
Orth 11.2 Offenbarung des Dreieinigen Gottes
Zunächst machen sich die Schüler die grundlegende Unterscheidung zwischen dem unerschaffenen Gott und der von Gott erschaffenen Welt bewusst. Dann vertiefen sich die Jugendlichen in den Sinn der Unterscheidungen innerhalb der Trinität. Sie gewinnen die Fähigkeit, die unterschiedlichen Merkmale des ungeborenen Vaters, des geborenen Sohnes und des vom Vater ausgehenden Heiligen Geistes im Zusammenhang mit der Aussage „Gott ist Liebe“ zu interpretieren. „Erfahrbar“ ist die Trinitätslehre dem orthodoxen Christen in der Praxis des alltäglichen Sich-Bekreuzigens, des kirchlich-sakramentalen Lebens (z. B. Taufe, Firmung, Eucharistie) sowie in der Theologie gottesdienstlicher und patristischer Texte.
-
Reden und Schweigen angesichts des Geheimnisses der Hl. Dreieinigkeit (Lektüreauswahl aus dem Pfingstgottesdienst und aus den Werken der Väter: Gregor d. Theologen, Gregor v. Nyssa)
-
Monarchie des Vaters (Auseinandersetzung mit dem „filioque“)
-
das Glaubensbekenntnis
Orth 11.3 Die Heilsökonomie
In der Menschwerdung des Logos wird ein konkreter Bezug zwischen dem Dreieinigen Gott und dem Menschen erkennbar. Die Schüler sehen ein, dass Gott nicht ein bezugloses Wesen zu seiner Schöpfung ist, sondern aktiv eingreift und die durch die Sünde verlorengegangene Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen wieder herstellt. Zentrales Thema ist dafür die Auferstehung. Christus zieht die Menschheit (Adam und Eva) aus den Gräbern und eröffnet das Tor des Lebens. Die jungen Erwachsenen können die Bedeutung von Texten und Ikonen über die Auferstehung erschließen.
-
der fleischlose Logos im Alten Testament
-
die Aktualisierung des Lebens von Christus in den Hochfesten
-
die Überwindung des Todes
-
das Himmelreich auf Erden durch das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche
Orth 11.4 Kirche in Bedrängnis
In der Kirchengeschichte kam es immer wieder zu Konflikten zwischen Christen und Andersgläubigen. Die Schüler beleuchten die Hintergründe von Bedrängnis und Verfolgung der Christen durch Regierungen und Gruppen. Sie begründen die freie Entscheidung zwischen Standhaftigkeit im Glauben und Glaubensänderung sowie deren Folgen. Darüber hinaus schätzen die Schüler die Konsequenzen für die Welt von heute ein, in der sich Glauben und Kirche anscheinend bzw. scheinbar vom Leben und von modernen Lebensidealen unterscheiden.
-
das Christentum im Osmanischen Reich
-
nationalistisches Denken in der Kirche
-
Kommunismus - „die Reinigung der Welt von Unrat“?
-
die Orthodoxe Kirche im Nationalsozialismus
-
die Situation der Kirche heute