Neuere Untersuchungen belegen u. a., dass das Leseverhalten und die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen große geschlechtsspezifische Unterschiede aufweisen. Für die Schulpraxis ist es von Bedeutung, dass sich die Lesebedürfnisse der Mädchen noch am ehesten mit der herkömmlichen Auswahl an schulischen Lesestoffen decken. Schülerinnen fühlen sich durch die Art der Literaturvermittlung, die im Deutschunterricht gepflegt wird, ganz besonders angesprochen. Jungen verfügen viel leichter und deutlich geübter über den Zugang zu den elektronischen Medien, ihre Interessen verlagern sich stärker vom Buch zum Computer, als dies bei Mädchen der Fall ist. Ein auf Leseförderung bedachter Deutschunterricht muss demnach offen gegenüber unterschiedlichen Lesehaltungen und
-interessen sein und den Zusammenhang zwischen Lesen und Freizeitverhalten stärker reflektieren. Im Hinblick auf die Textauswahl und die thematische Erschließung von Lektüren ist ein noch stärker differenzierender Zugang zu suchen. Die Lehrkraft sollte ein möglichst breites Repertoire an Lesestrategien vermitteln und vor allem schüleraktivierende Methoden einsetzen, wie sie der produktionsorientierte Deutschunterricht in großer Zahl entwickelt hat.
Zu den Erkenntnissen der Leseforschung zählt überdies die Einsicht, dass Schule und Elternhaus bzw. die Gruppe der Gleichaltrigen eine Vorbildfunktion ausüben. Besonders erfolgreich könnten daher Maßnahmen sein, die Schüler in der Öffentlichkeit – auch der schulischen – als Handelnde in Sachen Literatur zeigen, man denke z. B. an die Finalrunde eines Lesewettbewerbs, Rezensionen in der Schülerzeitung.
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