Im Ethikunterricht lernen die Jugendlichen anhand von Beispielen, dass die Sinnfindung ein aktiver Prozess ist, der nicht immer problemlos abläuft. Sie setzen sich mit ihrer Verantwortung für sich selbst, andere und die Natur auseinander. Als erste Einführung in die philosophische Ethik lernen die Schüler Formen rationalen ethischen Argumentierens kennen.
Die Schüler beschreiben, diskutieren und reflektieren beispielhafte Situationen, in denen Sinnerfüllung und Sinnleere erlebt werden können. Die Besprechung typischer Fälle von verfehlter Sinnorientierung (z. B. Drogen, Fanatismus, Sekten) leitet über zur Beschäftigung mit den Verlockungen esoterischer Richtungen. Die Auseinandersetzung mit Erscheinungsformen und Inhalten der Jugendkulturen schließt sich an. Die Schüler erkennen, dass Sinnfindung ein lebenslanger aktiver Prozess ist, bei dem z. B. Eltern und verlässliche Freunde Unterstützung geben können.
- konventionelle Antworten auf die Sinnfrage wie Wohlstand, Vergnügen („Erlebnisgesellschaft“), Anerkennung, privates Glück, Liebe
- Sinnkrisen an Wendepunkten des Lebens und in Ausnahmesituationen wie Krankheit, Scheitern, Tod
- Ursachen einer verfehlten Sinnorientierung und ihre Folgen (z. B. Suizidabsichten, Flucht in Alkohol und Drogen, Anfälligkeit für totalitäre Welterklärungen)
- Merkmale und Erscheinungsformen von so genannten Sekten, Psychogruppen und neureligiösen Bewegungen (Erfahrungsberichte von jugendlichen Aussteigern u. a.)
- Gründe für die Faszination von Esoterik, Okkultismus und Spiritismus; Kriterien für eine Orientierung auf dem Psychomarkt
- Funktionen und Risiken jugendlicher Gegenwelten
- Wege zur Sinnfindung und Selbstverwirklichung: z. B. Wahrnehmung von Schönheit in Natur und Kunst [→ Ku 8.1]; künstlerische Kreativität, Dienst am Mitmenschen
Die Schüler sind dazu fähig, sich selbst, die Menschen und die Welt differenzierter und damit komplexer wahrzunehmen. Sie lernen, sich selbstverantwortlich mit den Erwartungen anderer auseinanderzusetzen. Sie diskutieren verschiedene Aspekte der Liebe (z. B. ausgewählte Erzählungen und Deutungen und heutige Vorstellungen) und denken über den Zusammenhang von Liebe und Sexualität sowie über die damit verbundene Verantwortung nach. Dabei weitet sich der Blick der Schüler von den vordergründig wahrgenommenen Situationen, Motiven und Erscheinungsformen zu den tiefer liegenden Gegebenheiten der menschlichen Person und seiner Verantwortung.
- Umgang mit Erwartungen anderer (Eltern, Gleichaltrige, Schule)
- Verantwortung für den eigenen Körper (Gesundheit [→ S 8.1.1]; Drogen- und Arzneimittelmissbrauch)
- Merkmale und Bedeutung von Freundschaften
- Merkmale der Liebe; Verantwortung und Wahrung der Würde des Partners als Grundlagen aller mitmenschlicher Beziehungen; Folgen unerwiderter Liebe
- Sexualität als menschliches Grundbedürfnis und Ausdruck erfüllter Liebe [→ B 8.4]
Eth 8.3 Ethisch argumentieren (ca. 12 Std.)
Durch die Begegnung mit Ansätzen rationalen Argumentierens lernen die Schüler vernunftorientierte Kommunikationsformen kennen und anwenden. Sie sollen erkennen, dass erst durch die Beherrschung vielfältig einsetzbarer Argumentationsfiguren eine gelingende Kommunikation auch in moralisch differenziert bewerteten Fragen möglich wird.
- Techniken des Schlussfolgerns (praktischer Syllogismus) und Grundprinzipien rationalen Argumentierens: Folgerichtigkeit, Widerspruchsfreiheit, Wahrheitsverpflichtung; einfache Wahrheitstheorien (z. B. Übereinstimmung von sprachlicher Aussage und Wirklichkeit)
- Modell einer Entscheidungsfindung (z. B. Problemfeststellung, Situationsanalyse, Alternativen, Normenprüfung, Urteil, Angemessenheitskontrolle) als Basis einer rationalen Handlungsweise
Eth 8.4 Umweltethik (ca. 10 Std.)
Die Schüler setzen sich mit der Beziehung von Natur, Mensch und Technik auseinander. Dabei sollen sie sich auch mit verschiedenen Ansätzen der Umweltethik vertraut machen. Die Untersuchung ihrer Relevanz und ihrer ethischen Konsequenzen für die eigene Lebenswirklichkeit eignet sich besonders gut für fächerübergreifende und projektorientierte Arbeitsformen.
- Zusammenhänge zwischen modernen Lebensgewohnheiten und Umweltproblemen [WRWSG-W 8.1.1]
- verantwortungsbewusstes Verhalten im Alltag [→ S 8.1.3]; Möglichkeiten des aktiven Natur- und Umweltschutzes (vgl. Art. 141 Bayerische Verfassung)