L1 8.1 Sprache
Mit Abschluss der grundlegenden Spracherwerbsphase sind die Schüler in der Lage, alle wichtigen Phänomene aus dem Bereich der Formenlehre und Syntax in einem Text zu erkennen und zu bestimmen. Sie übertragen die erworbenen Techniken der Wortschatzerschließung und -strukturierung auf die Lektürearbeit. Durch das Analysieren und Übersetzen zunehmend längerer Texte verstehen sie es immer besser, auch komplexe syntaktische Zusammenhänge zu durchdringen und aufzulösen.
Wortschatz
- Erweiterung des Grundvokabulars (ca. 300 Wörter und Wendungen, dazu Kulturwortschatz)
- Wortschatzarbeit (v. a. Wort- und Sachfelder, Wortfamilien)
- Wiederholung des Grundvokabulars und lektürebegleitende Wortschatzerweiterung
- Einführung in die Arbeit mit der Wortkunde
- Einblick in den Umgang mit dem Wörterbuch
Formenlehre
- weitere Grundbegriffe (Deponens, Gerundiv u. a.)
- Verben
- fieri
- Deponentien
- Semideponentien, ggf. als Wortschatz
- Nominalformen: Gerundiv
- Stammformen weiterer Verben
Satzlehre
- ggf. weitere Grundbegriffe
- Satzmodell
- weitere Füllungsarten
- Satzanalyse
- Verwendung der Kasus
- Dativ des Urhebers
- Genitiv des geteilten Ganzen
- Modi
- Bedeutungen des Konjunktivs im Relativsatz
- Bedeutungen des Konjunktivs im Hauptsatz (Deliberativ und Potentialis der Gegenwart)
- Gliedsätze
- als Satzglieder
- verschränkter Relativsatz (mit AcI u. a.)
- satzwertige Konstruktionen
- Gerundiv
- NcI (3. Person), ggf. in Verbindung mit der Übergangslektüre
Weitere, im Verlauf der Lektürephase zu behandelnde Stoffe:
historisches Präsens; Imperativ II; historischer Infinitiv; indirekte Rede (mit consecutio temporum)
L1 8.2 Textarbeit
Auf der Grundlage der erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten steigern die Schüler allmählich ihr Lesetempo. Sie werden zunehmend sicher darin, einen lateinischen Text stilistisch ansprechend ins Deutsche zu übertragen. Bei der beginnenden Lektürearbeit werden verschiedene Übersetzungsmethoden angewendet. Die Schüler achten auf Gattungsmerkmale von Texten und lernen, einfache stilistische Besonderheiten zu erkennen und ihre Funktion zu bestimmen. Sie üben, Texte nach verschiedenen inhaltlichen Aspekten zu strukturieren, und verfolgen einen Handlungsstrang über mehrere Lektüreabschnitte hinweg.
- Übersetzung längerer lateinischer Lektions- bzw. Lektüreeinheiten
- Übersetzung erster, auch adaptierter Originaltexte
- formale und inhaltliche Erschließung literarischer Texte; weitere Gattungsmerkmale
L1 8.3 Übergangslektüre
Als Übergangslektüre dienen geeignete Texte erzählenden, historischen oder anekdotischen Inhalts (ggf. in adaptierter Form). Grundsätzlich sind in der Lektürephase die Wahl- bzw. Gewichtungsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Blöcke (gekennzeichnet durch und/oder, oder, fakultativ, z. B.) zu beachten, die eine individuell auf den Kenntnisstand der Schüler abgestimmte Stoffverteilung ermöglichen.
Fabelhaftes – Fiktionales – Spannendes
In dieser ersten Phase der Übergangslektüre ermöglicht der verhältnismäßig geringe Schwierigkeitsgrad der Texte ein zügigeres Lesen. Die Texte entsprechen den Neigungen und Interessen der Jugendlichen und regen sie zu weiterer Beschäftigung mit lateinischer Literatur an. An Beispielen aus den Fabeln des Phaedrus können sie einige Merkmale antiker poetischer Texte erarbeiten und so in ersten Ansätzen das Zusammenspiel von Inhalt und Sprache verstehen lernen.
oder
Alles, was Recht ist
Die Schüler befassen sich mit einigen Fällen aus dem römischen Recht, mit Rechtsregeln und Sprichwörtern. Dabei gewinnen sie einen ersten Einblick in antikes und modernes Rechtsdenken und erkennen, dass menschliches Zusammenleben grundsätzlich bestimmter Regeln bedarf.
- ausgewählte Fälle aus dem römischen Recht, Rechtsregeln [→ WRWSGW 8.2] und Sprichwörter
oder
Das Buch der Bücher
Die Schüler lernen den grundlegenden Text des christlich-abendländischen Denkens in seiner lateinischen Fassung kennen. Anhand ausgewählter Passagen aus dem Alten und Neuen Testament entdecken sie nicht nur seine Vielschichtigkeit und sprachliche Besonderheit, sondern machen sich auch bewusst, in welchem Maße die lateinische Übersetzung zur Wirkung der Bibel über die Jahrhunderte hinweg beigetragen hat [→ K 8.3; Ev 8.3].
Vulgata (in Auszügen): z. B. Joseph und seine Brüder, biblische Gleichnisse
L1 8.4 Antike Kultur und ihr Fortleben
Die Schüler lernen das Lateinische als Sprache der Wissenschaft und der Kirche in Mittelalter und Neuzeit kennen. Dabei erweitern sie ihr Wissen um die Bedeutung der lateinischen Sprache und der antiken Kultur für die europäische Tradition. Die Beschäftigung mit Grundzügen der antiken Philosophie und des römischen Rechts weckt in den Jugendlichen das Bewusstsein für Fragen der individuellen Lebensgestaltung und für die Notwendigkeit sozialer Normen. Auf der Grundlage der Textinhalte reflektieren die Schüler menschliche Verhaltensweisen und werden angeregt, Bezüge zu ihrer eigenen Erfahrungswelt herzustellen.
Schwerpunktthemen:
- weitere Bereiche antiker Kultur und Zivilisation
- Grundzüge der antiken Philosophie und des römischen Rechts
- die Bedeutung der griechisch-römischen Antike für die kulturelle Entwicklung Europas in Mittelalter und Neuzeit
- Rezeption antiker Motive
L1 8.5 Methodisches und selbständiges Arbeiten
Am Ende der Lehrbuchphase sind die Schüler in der Lage, ihr bisher erworbenes Wissen themenbezogen zu strukturieren. Sie erarbeiten selbständig, auch im Team, Übersetzungen und beantworten einfache Fragen zur Interpretation der Texte. Arbeitsergebnisse fassen sie übersichtlich zusammen und stellen sie unter Einsatz geeigneter Medien ihren Mitschülern vor. Alle Bestandteile des Lehrbuchs sowie ggf. Zusatzmaterialien sind ihnen so vertraut, dass sie eigenständig Wortschatz und Grammatik üben und vertiefen können.
- verschiedene Techniken der Wortschatzarbeit selbständig anwenden (z. B. mit der Wortkunde)
- Kulturwortschatz erkennen und erklären
- Wörter (nach Anleitung) im Wörterbuch nachschlagen
- vielfältige Bezüge zu modernen Fremdsprachen eigenständig herstellen
- wichtige syntaktische Phänomene eigenverantwortlich wiederholen
- verschiedene Übersetzungstechniken, auch im Hinblick auf die Originallektüre, anwenden
- ausgewählte lateinische Textabschnitte einzeln oder in der Gruppe erschließen
- Lerninhalte übersichtlich strukturieren
- Kultur- und Sachwissen anhand verschiedener Hilfsmittel, z. B. Nachschlagewerke bzw. Lexika, CD-ROMs, Fachzeitschriften, überprüfen und ergänzen